Billig und günstig

Frage

Seit einiger Zeit wird das Wort „billig“ durch „günstig“ ersetzt, was mich jedesmal schaudern macht. Da ist dann von „günstigen Ostern“ oder „günstig serviert“ (Supermarkt-Prospekt) die Rede. […] Woher kommt diese Wortwandlung und bin ich der einzige der sich daran stört?

Antwort

Guten Tag Herr R.,

manchmal wird die Verwendung von günstig im Sinne von billig als umgangssprachlich bezeichnet. In zum Beispiel Duden werden aber keine stilistischen Angaben gemacht:

a) durch seine Art oder [zufällige] Beschaffenheit geeignet, jemandem einen Vorteil oder Gewinn zu verschaffen, die Vorzüge einer Person oder Sache zur Geltung zu bringen, ein Vorhaben oder das Gedeihen einer Sache zu fördern: […]

b) billig, preiswert:  […]

[Duden, Deutsches Universalwörterbuch, Eintrag „günstig“]

Es ist also üblich, das Wort günstig auch in Bezug auf Preise und Kosten zu verwenden. Dazu, wo genau die Bedeutung billig von günstig herkommt, finde ich leider keine Angaben. Es ist aber gut verständlich, denn ein niedriger Preis ist für Käufer und Käuferinnen oder zumindest deren Geldbeutel vorteilhaft, also günstig. In dieselbe Richtung weisen auch Wortbildungen wie preisgünstig und kostengünstig. In diesem Sinne könnte günstig auch einfach als Verkürzung dieser Begriffe angesehen werden.

Weiter umgeht günstig wie zum Beispiel auch preiswert oder preisgünstig die negative Beibedeutung, die billig haben kann. Etwas, was billig ist, kann qualitativ schlecht sein. Bei günstig schwingt diese Bedeutung nicht mit. Deshalb klingt in einen Reklamepropekt günstige Ostern besser als billige Ostern. Ersteres kostet vergleichsweise wenig, Letzteres kann auch einen eher dürftigen, ärmlichen Eindruck machen. Als Gebrauchtwagen kann eine Ferrari vielleicht günstig sein, wirklich billig wird er aber nie. Bei billigen Luxusuhren würde ich zu noch größerer Vorsicht raten als bei günstigen Angeboten. Und ich habe – vielleicht ganz zu Unrecht – mehr Vertrauen in die Qualität günstiger Schuhe als in die Qualität billiger Schuhe.

Ob Sie sich als Einziger an der Verwendung von günstig im Sinne von preislich vorteilhaft stören, weiß ich natürlich nicht, aber ich kannte diese Kritik bis jetzt nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Mitarbeitendenbefragung oder Mitarbeitendebefragung?

Frage

Bei uns in der Firma gab es bislang immer eine Mitarbeiterbefragung. In diesem Jahr ist es nun eine Mitarbeitendenbefragung. Müsste es nicht eine Mitarbeitendebefragung sein?

Antwort

Guten Tag Frau K.,

richtig ist die Zusammensetzung mit dem Fugenelement (e)n:

Mitarbeitendenbefragung

Zusammensetzungen mit einem substantivierten Adjektiv oder Partizip an erster Stelle werden immer mit (e)n gebildet. In der Regel ist das erste Element dabei einen Personenbezeichnung:

Krankenhaus
Bestenliste
Einheimischenmodell

Angestelltenversicherung
Behindertensport
Vermisstenanzeige

Studierendenberatung
Teilnehmendenliste
Mitarbeitendenbefragung

Wichtig ist hier nicht, ob das erste Element der Zusammensetzung in der Einzahl oder Mehrzahl gemeint ist oder in welche Satzkonstruktion man die Zusammensetzung umwandeln könnte (zum Beispiel: Befragung der Mitarbeitenden, Mitarbeitende befragen). Wichtig ist hier nur, dass das erste Wort in der Zusammensetzung ein substantiviertes Adjektiv oder Partizip ist. Dann verwendet man das Fugenelement (e)n. Das ist eine der wenigen festen Regeln bei Verwendung der Fugenelemente in Zusammensetzungen. Siehe auch diese Angaben in der LEO-Grammatik.

Verbindungen mit einem substantivierten Präsenspartizip an erster Stelle kommen übrigens im Rahmen des genderneutralen Formulierung immer häufiger vor. Ich finde sie nicht gerade schön, oft kann man anders fomulieren (zum Beispiel: Studienberatung, Teilnahmeliste, Personalbefragung), aber manchmal sie sind einfach praktisch und präzis.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wenn (es) jemanden nach etwas verlangt

Frage

Ich habe nirgends im Internet die reflexive Form des Verbs „verlangen“ gefunden. Beispiel: „Es verlangt mich nach Liebe“. […]

Ich las jetzt den Satz: „Sie nahmen sich, wonach ihnen verlangte.“ Richtig müsste es doch heißen: „… wonach es sie verlangte.“ Aber warum? Mit welcher Begründung?

Antwort

Guten Tag Frau B.,

im Satz Es verlangt mich nach Liebe steht nicht eine reflexive Verwendung von verlangen (nicht *sich verlangen), sondern eine unpersönliche Verwendung des Verbs mit einem Akkusativ:

jemanden verlangt (es) nach jemandem/etwas

Die Bedeutung dieser Wendung ist: jemand sehnt sich nach jemandem/etwas, jemand hat ein Bedürfnis nach etwas.

Beispiele:

Es verlangt mich nach Liebe.
Mich verlangt (es) nach Liebe.

Es verlangt mich nach dir.
Mich verlangt (es) nach dir.

Es verlangte ihn nach Ruhe.
Ihn verlangte (es) nach Ruhe.

Es verlangt sie nicht danach, dieses Risiko einzugehen.
Sie verlangt es nicht danach, dieses Risiko einzugehen.

Siehe auch die Angaben im DWDS (Bedeutung 5).

Wie die Beispiele zeigen, gehört diese Verwendung von verlangen eher zum gehobenen Sprachgebrauch. Ich verwende diese Konstruktion jedenfalls in meinem „normalen“ Leben nie.

Der Satz, den Sie zitieren, müsste also tatsächlich mit dem Akkusativ und nicht mit dem Dativ stehen:

Sie nahmen sich, wonach es sie verlangte.

Dieser Satz steht übrigens besser mit es, weil ohne es undeutlich wird, ob es sich bei sie um einen Akkusativ Plural oder um einen Nominativ Singular handelt (das könnte sich nur aus dem weiteren Kontext ergeben).

Wenn man sich weniger gehoben ausdrücken möchte, gibt es andere Möglichkeiten wie zum Beispiel

Ich sehne mich nach dir.
Er verlangte nach Ruhe.
Sie nahmen sich, wonach sie sich sehnten.1

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

1 Bei dieser Umformung kommt die Vermutung auf, dass mit „Sie nahmen sich, wonach ihnen verlangte“ etwas anderes gemeint war: „Sie nahmen sich (alles), was sie wollten/begehrten.“ Wenn dies tatsächlich zutrifft, ist nicht nur ihnen, sondern die ganze Wendung jemanden sehnt es nach etwas nicht richtig gewählt.

An etwas leiden und unter etwas leiden

Frage

Zurzeit beschäftige ich mit dem Verb „leiden“. Unter dem Duden-Eintrag „leiden“ finden wir folgende Beispiele:

• an Rheuma, an Bronchitis leiden
• sie leidet an einem hartnäckigen Ekzem, unter ständigen Kopfschmerzen
• sie leidet sehr unter seiner Unzuverlässigkeit, unter ihrer Einsamkeit, unter ihrem Chef
•  er litt an, unter dem Gefühl der Unsicherheit

Wie man den Beispielen entnehmen kann, steht das Verb „leiden“ mal in Verbindung mit der Präposition „an“, mal mit der Präposition „unter“. Wann verwende ich welche Präposition? […]

Antwort

Guten Tag Herr B.,

es gibt keine strenge Abgrenzung zwischen leiden an und leiden unter. Den Bedeutungsunterschied könnte man wie folgt zu beschreiben versuchen:

an X leiden = man hat das Leiden X
unter X leiden = X verursacht, dass man leidet

Wenn man ein Leiden hat (leiden an), kann dieses Leiden Beschwerden verursachen (leiden unter). Der Übergang ist häufig fließend, denn wenn man ein Leiden hat, leidet man häufig auch darunter. Zum Beispiel:

Ich leide an Kopfschmerzen
= Ich habe häufig/regelmäßig Kopfschmerzen
Ich leide unter Kopfschmerzen
= Kopfschmerzen verursachen mir Beschwerden

Ich leide an Schlafstörungen
= Schlafstörungen sind meine Krankheit
Ich leide unter Schlafstörungen
= Schlafstörungen bewirken, dass ich leide

Aber nicht immer ist beides möglich. Es gibt Formulierungen, in denen nur die eine oder nur die andere Variante in Frage kommt:

Sie leiden an Selbstüberschätzung.

Wer das „Leiden“ hat, das man Selbstüberschätzung nennt, empfindet deswegen keine Beschwerden (im Gegenteil).

Die Natur leidet unter dem Massentourismus.

Der Massentourismus ist nicht ein Leiden oder eine Krankheit der Natur. Er verursacht aber Leiden/Schaden für die Natur.

Ob man an oder unter etwas leidet, hängt davon ab, ob angegeben wird, welches Leiden jemand/etwas hat (leiden an), oder ob etwas als als Ursache von Leiden genannt wird (leiden unter). In vielen, aber nicht allen Fällen sind beide Sehensweisen möglich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Hier setz ich keinen Apostroph

Frage

Wenn Sie folgenden Satz zur Korrektur vor sich liegen hätten

Ich freu’ mich, dass ich Ihnen Fragen zu sprachlichen Zweifelsfällen stellen darf.

würden Sie auf den Apostroph verzichten oder ihn wie oben setzen? Was ist nach heutigem Standard die korrekte Zeichensetzung, was Verbformen in der 1. Person Singular des Präsens Indikativ betrifft: Apostroph setzen oder nicht setzen? Oder ist beides (noch) gleichermaßen möglich und man überlässt die Apostrophsetzung schließlich den Schreibenden?

Antwort

Guten Tag Herr B.,

bei allgemein üblichen Weglassungen von Flexionsendungen setzt man keinen Apostroph (siehe hier und hier). Üblich und auch ohne Apostroph problemlos verständlich ist das Weglassen der Endung in der 1. Person Singular Präsens Indikativ und im Imperativ Singular:

Ich freu mich, dass ich …
Ich hab mich sehr gewundert.
Mit meinem Bruder telefonier ich selten.

Red nicht so viel!
Spiel kein falsches Spiel!
Mach, was du willst!

Auch Konjunktiv-II-Formen kommen in alltäglichen bis umgangssprachlichen Texten häufiger ohne die Endung e daher:

Ich wär da vorsichtig.
Ich hätt das nie gedacht.
So müsst es eigentlich funktionieren.

Der Apostroph ist nur bei missverständlichen oder ungebräuchlichen Formen notwendig. Solchen Formen begegnet man fast nur in älteren und poetischen Texten:

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll.
Edeles Weib, ändr’ alles, was in dem Zorn du sprachst

Ansonsten geht es, wie gesagt, problemlos und gut verständlich ohne Apostroph, wenn ein e am Wortende weggelassen wird. Dies gilt übrigens auch für Wörter aus anderen Wortklassen:

Sei mir nicht bös.
öd und leer
Freud und Leid
auf Treu und Glauben
mit Müh und Not
Heut tu ich nichts mehr.

Mehr hab ich heut nicht dazu zu sagen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Rezepte (zu) kurz formuliert: „… und verrührst es mit einem Löffel“

Frage

In Rezepten liest man gelegentlich:

Du gibst 100 g Zucker, 200 g saure Sahne und eine Prise Salz in eine Schüssel und verrührst es mit einem Löffel.
Du verrührst die Mandeln mit dem Honig und lässt es 10 Minuten kochen.

Ich störe mich in beiden Fällen an dem „es“. Müsste es im ersten Satz statt „es“ nicht eher heißen „die Zutaten“ und im zweiten Satz „sie“ (die Mandeln) oder „die Masse“?

Antwort

Guten Tag Herr S.,

Sie haben recht. Die Formulierung mit es ist schön kurz und bündig, wie man es in Rezepten gerne sieht, aber sie ist nicht korrekt. Das Wörtchen es kann sehr viele Funktionen haben – so viele, dass es fast erstaunt, dass es nicht immer richtig ist (was natürlich eine grobe Übertreibung ist).

Hier ist es ein stellvertretendes Fürwort. Als stellvertretendes Fürwort kann es vieles sein:

  • Stellvertreter für ein sächliches Substantiv im Singular als Subjekt oder Akkusativobjekt,
  • Stellvertreter für ein Substantiv oder Adjektiv als Prädikativ,
  • Stellvertreter für ein Substantiv als Subjekt in einem Gleichsetzungssatz,
  • Stellvertreter für einen Infinitiv oder einen ganzen Satz.
    (Für mehr Details und Beispiele siehe die LEO-Grammatik)

In den beiden Beispielen ist es Akkusativobjekt (Wen oder was verrührst du / lässt du kochen?). Es kann sich dann also nur auf ein sächliches Substantiv im Singular beziehen. Das ist in diesen Beispielen der Fall:

Du schlägst das Ei in eine Schüssel und verrührst es mit einer Gabel.
Du verrührst das Mus und lässt es 10 Minuten kochen.

Es kann sich nicht wie im ersten Beispielsatz auf mehrere Substantive oder wie im zweiten Satz auf ein Substantiv im Plural beziehen. Es bleibt deshalb nur, anders zu formulieren. Zum Beispiel:

Du gibst 100 g Zucker, 200 g saure Sahne und eine Prise Salz in eine Schüssel und verrührst die Zutaten mit einem Löffel.
Du gibst 100 g Zucker, 200 g saure Sahne und eine Prise Salz in eine Schüssel und verrührst alles mit einem Löffel.

Du verrührst die Mandeln mit dem Honig und lässt sie 10 Minuten kochen.
Du verrührst die Mandeln mit dem Honig und lässt die Masse 10 Minuten kochen.
Du verrührst die Mandeln mit dem Honig und lässt die Mischung 10 Minuten kochen.

In der Kürze liegt die Würze, aber bei Ihren Beispielsätzen mit es ist die Kürze etwas zu würzig geraten. Wenn es wirklich kurz sein soll, ist die in der Rezeptsprache sehr übliche Formulierung mit Infinitiven zu empfehlen:

100 g Zucker, 200 g saure Sahne und eine Prise Salz in eine Schüssel geben und mit einem Löffel verrühren.
Mandeln mit dem Honig verrühren und 10 Minuten kochen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Kann oder muss bei aufgezählten bloßen Infinitiven ein Komma stehen?

Frage

Ich habe mich gefragt, ob eine Reihung von Infinitivgruppen eine Auswirkung auf die Kommasetzung hat. Ich hoffe, dass Sie mir hiermit weiterhelfen können.

Es ist schön(,) zu tauchen.

Das Komma vor dem einfachen Infinitiv mit zu ist optional, auch wenn er durch es angekündigt wird.

Es ist schön(,) zu tauchen und zu schnorcheln.
Es ist schön(,) zu tauchen und die Unterwasserwelt zu genießen.

Ändert sich bei der Kommasetzung etwas, wenn mit und ein einfacher Infinitiv oder ein erweiterter Infinitiv hinzugefügt wird? Gilt das dann als einfacher Infinitiv mit zu, der näher beim übergeordneten Satz steht und dem noch irgendetwas folgt, oder bilden die Infinitivgruppen eine Einheit, die als erweiterter Infinitiv mit zu angesehen wird?

Antwort

Guten Tag Herr R.,

in der amtlichen Rechtschreibregelung steht Folgendes zu den Ausnahmen, bei denen das sonst obligatorische Komma fakultativ ist:

§ 75 E1: Wenn ein bloßer Infinitiv vorliegt, können in den Fallgruppen (2) und (3) die Kommas weggelassen werden, sofern keine Missverständnisse entstehen:
Den Plan(,) abzureisen(,) hatte sie schon lange gefasst. Die Angst(,) zu fallen(,) lähmte seine Schritte. Thomas dachte nicht daran(,) zu gehen.

Dazu passt Ihr erster Beispielsatz:

Es ist schön(,) zu tauchen.

Was genau ein „bloßer Infinitiv“ ist, wird nicht definiert. Bei den Beispielen findet sich aber immer nur ein einzelner Infinitiv Präsens Aktiv. Es ist deshalb üblich, davon auszugehen, dass in allen anderen Fällen ein Komma gesetzt werden sollte:

Es wäre schön, eingeladen zu werden (Infinitiv Präsens Passiv)
Es freut mich, mitgemacht zu haben (Infinitiv Perfekt Aktiv)
Es ist schön, zu tauchen und zu schnorcheln (Reihung bloßer Infinitive)

Entsprechend ebenfalls mit Komma:

Es ist schön, zu tauchen und die Unterwasserwelt zu genießen.

Diese Fälle sind, wie gesagt, nicht explizit in der Rechtschreibregelung erwähnt. Es ist aber immer zu empfehlen, ein fakultatives Komma zu setzen, wenn man zweifelt, ob es wirklich fakultativ ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie viele Großbuchstaben haben „schleswig-holsteinisch“ und „blau-weiß-rot“ am Satzanfang?

Frage

Wie schreibt man mehrteilige Adjektive mit Bindestrich am Satzanfang: den ersten Teil groß und den zweiten klein? Meine konkrete Frage ist, was für den folgenden Satzanfang korrekt ist:

Schleswig-holsteinische Berühmtheiten sind u. a. …
Schleswig-Holsteinische Berühmtheiten sind u. a. …

Antwort

Guten Tag Herr O.,

bei Adjektivzusammensetzungen mit Bindestrich schreibt man am Satzanfang nur den ersten Buchstaben groß:

Schleswig-holsteinische Berühmtheiten sind u. a. …
Baden-württembergische Weine sind weit über die Region hinaus bekannt.
Deutsch-französische Reibereien, ein Problem für die EU?

Mathematisch-naturwissenschaftliche Studiengänge werden immer beliebter.
Manisch-depressive Menschen haben extreme Stimmungsschwankungen.
Blau-weiß-rote Flaggen flattern im Wind.

Nur wenn Adjektive dieser Art Teil eines Namens sind, wird auch der Worteil nach dem Bindestrich mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben:

die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek (SHLB)
die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank)
das Städtische Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gymnasium Mönchengladbach

Im Satzinnern bleibt sonst auch bei geografischen Adjektiven dieser Art alles klein:

die schleswig-holsteinischen Berühmtheiten
viele baden-württembergische Weine
problematische deutsch-französische Reibereien

Schleswig-holsteinische Berühmtheiten haben also am Satzanfang ein großes S und ein kleines h und im Satzinnern ein kleines s und ein kleines h.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Wie man „Ph.D. thesis“ eindeutscht

Frage

Ich habe zu folgendem Anliegen keine klare Regelung finden können und freue mich über jegliche Hinweise zur korrekten Lösung: Welche dieser Schreibweisen ist in einem deutschen Text korrekt?

a) Ph.D.-Thesis
b) Ph.-D.-Thesis
c) Ph. D. Thesis
d) Ph.D. Thesis

Mein Favorit aus ästhetischer Sicht ist a).

Antwort

Guten Tag Frau A.,

in einem allgemeinen deutschsprachigen Text würde ich den deutschen Begriff Dissertation oder Doktorarbeit verwenden. Das ist häufig eine gute Übersetzung.

Wenn es genauer sein soll (Ph.D. und Doktorat sind nicht immer dasselbe), wenn Sie also den englischen Ausdruck verwenden wollen oder müssen, dann hängt die Schreibung davon ab, ob Sie ihn als englisches Zitatwort oder als (mehr oder weniger integriertes) Fremdwort verwenden.

Als Zitatwort aus dem Englischen schreiben Sie das Wort so, wie es im Englischen üblich ist. Am besten geben Sie zum Beispiel mit Anführungszeichen oder Kursivschrift an, dass es sich um ein Zitatwort handelt:

„Ph.D. thesis“  oder „PhD thesis“

Wenn der Ausdruck als Fremdwort ins Deutsche eingebunden ist, schreiben Sie am besten wie folgt:

Ph.D.-Thesis oder PhD-Thesis

Die Begründung zur Schreibung als integriertes Fremdwort: Die Abkürzung wird mit oder ohne Punkte geschrieben: Ph.D. oder PhD. Auch mit Punkten steht üblicherweise kein Leerzeichen nach dem ersten Punkt. Entsprechend kann oder muss dort in Zusammensetzungen kein Bindestrich eingefügt werden. Ein Bindestrich muss aber zwischen der Abkürzung und dem zweiten Wort stehen, wie dies bei allen Zusammensetzungen mit einer Abkürzung der Fall ist.

Wenn Sie statt der Übersetzung das Fremdwort benutzen, ist die Lösung, die Ihr ästhetisches Auge Ihnen eingegeben hat, auch die Lösung, die nach den Rechtschreibregeln am besten vertretbar ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

Warum „freventlich“ und nicht „frevlig“?

Frage

Meine Frage betrifft das Wort „freventlich“. Warum wird es nicht analog zu „Ekel – eklig“ gebildet, also „Frevel – frevlig“?

Antwort

Guten Tag Frau H.,

warum genau ein Wort so und nicht anders gebildet wurde, ist oft nicht zu sagen. Meist kann man nur versuchen, zu erklären, wie ein Wort entstanden ist, aber nicht genau sagen, warum es so passiert ist.

Bei freventlich handelt es sich um eine alte Wortbildung, die einige besondere Merkmale aufweist: eine Dissimilation, einen Gleitlaut und – wenn die Frage nach frevlig hinzukommt – Blockierung (Blocking).

Im DWDS findet man diese Angaben zur Herkunft von freventlich:

freventlich Adj. spätmhd. vrevenlich, durch Dissimilation aus mhd. vrevellich ‘mutig, verwegen, rücksichtslos’ (vgl. ahd. fravallīhho Adv. ‘unverschämt, widerspenstig, hartnäckig’, 9. Jh.) entstanden und im 16. Jh. mit Gleitlaut -t- zwischen n und l versehen.

Mit ein paar Worten mehr ausgedrückt steht dort ungefähr dies: Im Mittelhochdeutschen gab es das Adjektiv vrevellich (zu vrevel). Durch Dissimilation ist im Spätmittelhochdeutschen daraus vrevenlich geworden. Von Dissimilation spricht man, wenn einer von zwei gleichen oder ähnlichen Lauten in einem Wort sich ändert, wodurch die Laute sich stärker voneinander unterscheiden . Hier wurde das erste l zu einem n dissimiliert: vrevellich → vrevenlich.

Im 16. Jahrhundert wurde (zur Erleichterung der Aussprache) der Gleitlaut -t- zwischen das n und das l eingeschoben: vrevenlich → vreventlich. Dieser Gleitlaut findet sich auch zum Beispiel in wesentlich und versehentlich.

So viel zur Entstehung des heute eher veralteten Wortes freventlich. Nun noch zum nicht bestehenden Adjektiv frevlig:

Neben freventlich gibt es frevelhaft und frevlerisch als Adjektive zu Frevel. Das könnte erklären, warum nicht auch noch frevelig oder frevlig verwendet wird. Das Wort kann zwar gebildet werden, es ist aber neben den anderen nicht notwendig. Es wird durch die Anwesenheit von bereits drei anderen Ableitungen blockiert.

Blockierung ist übrigens keine exakte Wissenschaft, das heißt, es lassen sich keine genauen Blockierungsregeln formulieren. Zu Ekel gibt es auch ekelhaft und ekelerregend. Das ist oder war aber offenbar nicht genug, um das Wort eklig zu blockieren.

Es ist manchmal erstaunlich, wie viele Phänomene bei der Entstehung eines Wortes eine Rolle spielen. Die hier genannten zeigen aber vor allem, was vorgegangen ist. Warum genau der Wortgebrauch so und nicht anders ist, erklären sie weniger gut.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp