gut zufrieden

Frage

Letzthin las ich:

Danke, ich bin gut zufrieden.

Diese Zusammensetzung der Wörter gut und zufrieden kann man doch sicherlich so nicht verwenden? Es gibt doch andere Möglichkeiten auszudrücken, dass jemand mehr als zufrieden ist.

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

der Ausdruck gut zufrieden sein ist tatsächlich kein Standarddeutsch. Wenn man den Grad, die Intensität eines Adjektivs verstärken oder abschwächen will, kann man im Deutschen sogenannte Gradpartikeln verwenden. Das Wörtchen gut ist keine solche Gradpartikel. Dafür gibt es eine ganze Reihe verschiedenster anderer Möglichkeiten:

sehr zufrieden
höchst zufrieden
äußerst zufrieden

Weitere Beispiele, auch zur Abschwächung der Intensität finden Sie auf dieser Grammatikseite.

Da gut bei vielen Verben stehen kann, findet man es allerdings vor den entsprechenden als Adjektiv verwendeten Partizipien:

ein gut geschriebener Roman (gut schreiben)
eine gut eingerichtete Werkstatt (gut einrichten)
eine gut sitzende Krawatte (gut sitzen)

Das Gleiche gilt auch für von Verben abgeleitete Adjektive auf z.B. -bar und -lich:

gut erreichbar (gut erreichen)
gut verdaulich (gut verdauen)

Ich hoffe, dass es dank dieser Erklärung relativ gut verständlich ist, warum gut im Standarddeutschen nicht vor einem Adjektiv stehen kann, es aber trotzdem manchmal tut.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „gut zufrieden“

  1. Sehr geehrter Dr. Bopp,

    die Formulierung “gut zufrieden” kenne ich als norddeutsch geprägten Ausdruck. Vielleicht ist er aus dem Plattdeutschen abgeleitet, dort gibt es ihn nämlich auch. Bei meinen mehrjährigen “Ausflügen” in süddeutsche Gefilde ist er mir nie begegnet, aus meiner Heimalstadt Oldenburg und meiner ostfriesischen (Sprach-) Familie kenne ich ihn gut.

    Freundlicher Gruß!

    Rena

  2. Vielen Dank für den Hinweis! Dann muss der Beitrag also dahingehend ergänzt werden, dass “gut” in der norddeutschen Umgangssprache die Funktion einer Gradpartikel haben kann. Vielleicht ist das auch in anderen Teilen des deutschsprachigen Raumes so. Gerade der Bereich der Gradpartikeln ist immer in Bewegung, sodass eine umfassende Beschreibung beinahe unmöglich ist – oder zumindest “total schwierig und megaaufwändig” …

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