Frage
Ich lese einen Artikel übers Organspenden und dabei ist mir Folgendes aufgefallen: Einerseits heißt es Spenderausweis, andererseits aber Organspendeausweis. Ist das korrekt, oder müsste es Organspenderausweis heißen?
Antwort
Sehr geehrte Frau E.,
sowohl Organspendeausweis als auch Organspenderausweis sind korrekt nach den Wortbildungsregeln des Deutschen gebildete Wörter. Das erste bezeichnet einen Ausweis, der etwas mit der Organspende zu tun hat (Organspende+Ausweis), das zweite bezeichnet einen Ausweis, der etwas mit einem Organspender zu tun hat (Organspender+Ausweis). Wenn es also um einen persönlichen Ausweis geht, mit dem das Spenden von Organen geregelt wird, sind beide Wörter zutreffend.
Es liegt also am Gebrauch, welches der beiden Wörter „richtig“ ist. Ein kurzer Blick ins Internet zeigt, dass beide Wörter verwendet werden. In Deutschland ist die offizielle Bezeichnung Organspendeausweis (siehe Informationsseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), aber auch das Wort Organspenderausweis wird häufig für den gleichen Ausweis verwendet. Auch in der Schweiz, wo die Swisstransplant Spendekarten ausstellt, wird daneben häufig sowohl Organspendeausweis als auch Organspenderausweis verwendet. In Österreich gilt die sogenannte Widerspruchslösung, sodass es offiziell nur das Gegenteil von Organspende(r)ausweisen gibt: das Widerspruchregister gegen Organspende. Dennoch werden zum Beispiel beim Blick über die Grenze sowohl Organspendeausweis als auch Organspenderausweis verwendet.
Ganz Ähnliches gilt für die Wörter Spendeausweis und Spendekarte respektive Spenderausweis oder Spenderkarte: Sie sind alle korrekt gebildet, sie bezeichnen alle das Gleiche und werden alle häufig verwendet.
Auch der Gebrauch gibt somit nicht eindeutig an, welche Variante im Deutschen korrekt ist. Sie können also beide verwendent. Stilistisch ist es vielleicht besser, im gleichen Text entweder nur Spendeausweis und Organspendeausweis oder nur Spenderausweis und Organspenderausweis zu verwenden. Aber auch dies ist eher eine schüchterne Empfehlung als eine eiserne Regel.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp