Nein, es geht nicht darum, den Wald sogenannt zu „durchforsten“ oder „durchzuforsten“, um sich auf das Portemonnaie schonende Weise einen Weihnachtsbaum zu verschaffen. Außer bei Waldbesitzern und anderen dazu berechtigten Personen würde man das nämlich nicht durchforsten, sondern ganz unweihnächtlich und mit einem nicht präfigierten Verb stehlen nennen. Die Fragestellerin möchte vielmehr eine Bibliothek auf Vordermann bringen.
Frage
Ich habe Canoonet gerade zu Rate ziehen wollen, um zu klären, ob man um (die Bibliothek) zu durchforsten oder um (die Bibliothek) durchzuforsten sagt. Sie haben das Verb zweifach in Ihrer Liste, einmal soll das Präfix untrennbar und einmal trennbar sein. Welchen Schluss soll ich nun daraus ziehen? Sind beide Möglichkeiten gleichwertig? Das kommt mir seltsam vor.
Antwort
Sehr geehrte Frau B.,
beides ist ohne Bedeutungsunterschied möglich; zu durchforsten scheint allerdings üblicher zu sein als durchzuforsten.
Ich kannte eigentlich nur die untrennbare Variante durchfórsten. Nicht nur in Canoonet, sondern auch gemäß zum Beispiel Duden gibt es aber daneben die trennbare Variante dúrchforsten, die allerdings seltener sein soll. Entsprechend sind immer beide Varianten möglich.
gebräuchlicher:
Ich durchforste das Archiv:
Ich habe das Archiv durchforstet.
das Archiv zu durchforsten
seltener:
Ich forste das Archiv durch.
Ich habe das Archiv durchgeforstet.
das Archiv durchzuforsten
Dass ein trennbares Verb (auf der Vorsilbe betont) und ein untrennbares Verb (auf dem Verbstamm betont) ohne eigentlichen Bedeutungsunterschied nebeneinanderstehen, kommt nicht allzu häufig vor. Das Verb durchforsten ist aber nicht der einzige Fall. Zum Beispiel:
Ich durchtrenne das Kabel.
Ich trenne das Kabel durch.
Man überführte ihn in ein anderes Krankenhaus.
Man führte ihn in ein anderes Krankenhaus über.
Weitere Informationen zu den trennbaren Verben gibt es in diesem Blogeintrag.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Schade, daß man immer noch auf ‚trennbar‘, ‚Halbpräfix‘ usw herumhockt, wo die Sache sich doch viel leichter und verständlicher darlegen läßt, wenn man nicht vom Infinitiv ausgeht. Viel Dummes bei der Neuen Falschschreibung rührt daher, daß diese Bürokraten vom Prozeß der Assimilierung dieser Verbelemente keine Ahnung haben, sonst würden sie beispielsweise nicht behaupten dürfen, daß es sich bei ‚Auto‘ im Satz ‚Er fährt seit drei Jahren Auto‘ um ein Hauptwort/Nomen handelt. Wenn das der Fall wäre, müßte man, um ganz konsequent zu sein, auch ‚Es findet erst nächstes Jahr Statt‘ schreiben!