Vor meinem Urlaub hatte ich versprochen, Sie zu informieren, falls mir etwas Besonderes zur Situation der deutschen Sprache im Elsass auffallen sollte. Die elsässischen Dialekte gehören ja wie ihre nächsten Verwandten das Badische und das Baseldeutsche zu den im südwestlichen deutschen Sprachraum gesprochenen alemannischen Dialekten. Mir ist vor allem aufgefallen, dass mir fast nichts aufgefallen ist. Alles ist französisch angeschrieben und in Geschäften, Restaurants, Museen und auf der Straße hört man als Tourist – außer natürlich von anderen Touristen – eigentlich nur Französisch. Natürlich hab ich meinem Berufsinteresse gehorchend manchmal etwas besser aufgepasst und dann doch vor allem auf dem Land vor allem ältere Semester elsässisch miteinander sprechen gehört.
Das stimmt mit den Zahlen des INSEE, des französischen Instituts für Statistik und Wirtschaftsforschung, überein, nach denen im Jahre 2002 nur noch 40 Prozent der elsässischen Bevölkerung den Dialekt sprachen und bei den Jüngeren sogar nur noch einer von vier sich manchmal des Elsässischen bediente. Der Dialekt werde vor allem in der Familie und im engeren Freundeskreis gesprochen. Wie viele andere Dialekte scheint auch das Elsässische langsam von der Hochsprache der Schule und des Fernsehens verdrängt zu werden. Da aber der Dialekt und die Hochsprache zwei verschiedenen Sprachfamilien angehören, sodass es praktisch keine gleitenden Übergangsformen geben kann, sieht die Sprachrealität ganz anders aus als für andere Dialekte des Deutschen. Auch die bewegte Geschichte dieser Region ist wohl für die Stellung des Elsässischen nicht ganz ohne Einfluss.
Kenner und Sprecher des Elsässischen bitte ich für diese völlig unzureichende Darstellung der Sprachsituation im Elsass um Entschuldigung. Ein paar Tage Urlaub reichen eben nicht aus, sich besser mit der Situation bekannt zu machen. Deshalb gehe ich jetzt gleich wieder auf das Niveau des unbefangenen deutschsprachigen Besuchers zurück. So fiel mir auf, dass eine Bäckerei überall eine Boulangerie ist, „sogar“ wenn sie in Ampfersbach steht und den Namen Schaffhauser trägt. Namen wie Strasbourg, Mulhouse und Le Haut-Kœnigsbourg erinnern zwar an den alemannischen Ursprung, sehen aber richtig schön französisch aus und klingen auch so. Wenn man aber Ortsnamen wie Col de la Schlucht, Ammerschwihr, Niedermorschwihr und Voegtlinshoffen oder Gastronomisches wie kougelhopf, bäeckeoffe und Gewürztraminer ohne zu stolpern in einen französischen Satz einbauen will, muss man wohl als Elsässer oder Elsässerin geboren worden sein. So viel ist mir dann also doch aufgefallen.
Wie dem auch sei, das Elsass und die Vogesen sind bestimmt eine Reise wert!