Die Rotschnäblige Spitzschwanzamandine

Heute war ich im Zoo. Keine Angst, es war ein Zoo ohne Eisbärennachwuchs. Es folgt also keine verspätete Kolumne zu Jungtierhysterie und erfolgreichem Tiergartenmarketing. Nein, es war ein Zoo ganz ohne Eisbären, aber mit allem was sonst so dazu gehört, einschließlich schreiender Kinderhorden auf den Spielplätzen. Ich wundere mich immer wieder darüber, dass so kleine Geschöpfe so viel Lärm produzieren können. Papageienkolonien und Brüllaffengruppen sollen allerdings noch schlimmer sein. Außderdem gab es noch kleinerer Exemplare der Spezies Homo sapiens, die entweder unbedingt nicht in den Kinderwagen oder unbedingt aus dem Kinderwagen wollten, sowie natürlich die dazugehörenden Eltern in den verschiedensten Stadien der Entnervung.

Es geht also um einen ganz gewöhnlichen Sonntagnachmittag im Zoo. Aber wie kriege ich jetzt die Kurve zu Sprache oder Rechtschreibung? Ganz einfach: Bei jedem Gehege gibt es Tafeln mit wissenswerter Information über die Tiere. Dazu gehört auch der deutsche und der lateinische Name. Und dabei hat der Tiergarten, dessen Namen ich jetzt nicht verraten will, oft die amtliche Rechtschreibung nicht ganz eingehalten. Das fiel Dr. Bopp auf, weil er a) wie schon mehrmals erwähnt an Berufsdeformation leidet und b) keine Kinder bei sich hatte und deshalb auf solche Kleinigkeiten achten konnte. Es wäre eigentlich gar nicht so schwierig, denn es gelten ein bis zwei allgemeine Regeln plus eine Ausnahme:

Zusammensetzungen werden zusammengeschrieben:

der Brüllaffe
der Graupapagei

Auch wenn die Zusammensetzung länger wird, schreibt man sie einfach zusammen. Wie ich des Öfteren schon sagte: Dem Leser und der Leserin kann man meistens viel längere Wörter zumuten, als man denkt:

der Rothandbrüllaffe
der Guatemalabrüllaffe
der Rotbauchpapagei
der Kongograupapagei

Wenn geographische Namen verwendet werden, ist oft auch der verdeutlichende Bindestrich üblich. Er kann auch dann verwendet werden, wenn es um wirklich lange oder unübersichtliche Namensgebilde geht:

der Guatemala-Brüllaffe
der Kongo-Graupapagei
der Neuguinea-Edelpapagei
der Schwarzschulter-Edelpapagei

Soweit steht hier eigentlich nichts Besonderes, denn diese Regeln gelten für alle Zusammensetzungen. Nun zur Ausnahme: In zoologischen und botanischen Bezeichnungen von Arten und Unterarten schreibt man auch Adjektive groß:

der Schwarze Brüllaffe
der Amazonische Schwarze Brüllaffe
der Westafrikanische Graupapagei
der Hellrote Ara

Viel mehr gibt es eigentlich für den zoologischen Durchschnittsverbraucher nicht zu sagen. Ich möchte Sie deshalb nur noch dazu auffordern, im Zoo (oder im Botanikbüchlein) einmal auf die oft beinahe märchenhaft-poetischen Wortschöpfungen zu achten:

die Salbeiwühlmaus
die Gemeine Höckerechse
das Echte Dornschwanzhörnchen
die Östliche Purpurzungenschlange
der Karibische Halsband-Soldatenfisch
die Chinesische Pfauenaugenschildkröte
die Rotschnäblige Spitzschwanzamandine

Ganze Märchenbücher und Fantasyromane könnte man mit solchen Namen füllen!

Ein Gedanke zu „Die Rotschnäblige Spitzschwanzamandine“

Kommentare sind geschlossen.