Gestern saß ich ein paar Stunden lang auf der Autobahn am Steuer. Heute habe ich damit angefangen, das zu durchwühlen, was man mit einem großen Wort meine „finanzielle Administration“ nennen könnte. Eine mir zurzeit noch völlig unverständliche Steuerrechnung harrt nämlich seit einiger Zeit der Bezahlung. Ich bin zwar kein leidenschaftlicher Autofahrer, aber ich drehe doch lieber am Lenkrad, als dass ich mich um Steuerangelegenheiten kümmere. Bei Letzterem will bei mir einfach keine richtige Freude und Begeisterung aufkommen. Deshalb werde ich jetzt zuerst einmal typisches Flucht- und Verdrängungsverhalten zeigen, indem ich mich statt um die Steuern um die folgende, mich plötzlich brennend interessierende Frage kümmere: Was haben die Steuer und das Steuer miteinander zu tun?
Der genaue Zusammenhang zwischen den beiden Wörtern scheint nicht vollständig geklärt zu sein. Beide sollen etwas mit Stütze, Stützpfahl, Unterstützung zu tun haben. Im Fall von das Steuer könnte das die Stange gewesen sein, mit der Boote in untiefem Wasser vorwärtsgestoßen und gelenkt wurden. Bei die Steuer ging es um eine – offenbar unterstützende – Geldabgabe, die im Mittelhochdeutschen auch die heutige Bedeutung erhielt. Man findet ältere Bedeutungen noch in die Aussteuer (Heiratsgut) und etwas beisteuern (einen Beitrag leisten). Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sich zwei Wörter von einem gemeinsamen Ursprung zu Bezeichnungen für so unterschiedliche Begriffe wie Steuerrad und Abgabe an den Staat entwickeln können.
Ich hatte ganz am Anfang gehofft, auf einen direkteren Zusammenhang zu stoßen, nämlich dass man mit den Steuern, die man zahlt, das Staatsschiff steuert. Aber vielleicht ist es ja ganz gut, dass dem nicht so ist. Frei nach dem Motto „Wer zahlt, befiehlt“ hätte das dann ja bedeutet, dass man sich (noch mehr als jetzt) den Einfluss auf die Gemeinschaft erkauft. Geben wir uns also damit zufrieden, dass wir unsere Länder mit den Steuern zwar nicht steuern, dafür aber unterstützen!