Stassage?

Für die Beantwortung dieser Frage war einiges detektivische Gespür notwendig. Ich war dann auch sehr mit mir zufrieden, als ich die Antwort gefunden hatte. Zum Ehrentitel Dr. Sherlock Bopp reicht es allerdings noch nicht.

Frage

In einem Text ist das Wort Stassage aufgetaucht. Keiner kann mir sagen was dieses Wort bedeutet. Ich finde es auch in keinem Wörterbuch oder Lexikon. Vielleicht können sie mir weiterhelfen.

Antwort

Sehr geehrter Herr G.,

auch ich kenne das Wort Stassage nicht. Es scheint der Name eines FORTRAN-Programms für Geowissenschaftler zu sein. Ich vermute allerdings eher, dass es sich um einen Fehler handelt. Weshalb?

Bis ungefähr zum Zweiten Weltkrieg wurden deutsche Texte in Frakturschrift gedruckt. Danach setzte sich die heute verwendete Antiquaschrift durch. Eine der Schwierigkeiten der Frakturschrift ist für uns Antiqua-gewöhnten Leser die Unterscheidung zwischen den Buchstaben s und f im Wortinnern. Diese beiden Buchstaben sehen in Fraktur nämlich fast gleich aus. Sehen Sie hier Staffage – Stassage in Fraktur:

Könnte es sein, dass der Text, in dem sie das Wort gefunden haben, bereits älter ist? Dann ist es möglich, dass jemand bei der Umsetzung von Fraktur zu Antiqua das Wort Staffage fälschlich als Stassage wiedergegeben hat. Das Wort Staffage gibt es nämlich. Ich zitiere aus Wahrig: „(schmückendes) Beiwerk, Nebensächliches, zusätzliche Ausstattung“.  Es wurde vom Verb staffieren abgeleitet, das wir vor allem noch in ausstaffieren kennen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

PS: Informationen zur Frakturschrift finden Sie u.a. in Wikipedia.

Nachtrag

Wie mir Herr G. freundlicherweise mitteilte, hatte ich mit meiner Vermutung recht. Es ging im Text um Personen, die in einem Bild nicht das Hauptmotiv, sondern nur Staffage sind. Wie bereits gesagt: Zum Sherlock Holmes reicht es nicht, aber fast jeder fängt einmal klein an.

3 Gedanken zu „Stassage?“

  1. Heißt es eigentlich „einiges detektivisches“ oder „einiges detektivische Gespür“, oder sind beide Formen richtig?
    Je länger ich drüber nachdenke, desto unsicherer werde ich…

    MfG

  2. Bei einer solchen Frage werde ich akut unsicher. Da hilft nur noch die Grammatik. Und die sagt hier, dass die Flexion eines Adjektivs nach dem Artikelwort einige je nach Endung „schwankt“:

    Nach der Endung –es [d.h. nach einiges] wird das Adjektiv oft wie nach einem Adjektiv stark, manchmal aber auch schwach flektiert.

    Daraus folgt, dass sowohl einiges detektivisches Gespür als auch einiges detektivische Gespür richtig ist. Fälle wie dieser sind der Grund dafür, dass man nie zu lange über Adjektivendungen nachdenken darf. Das führt meistens zu nichts anderem als noch größerer Verunsicherung. Als Muttersprachige(r) kann man sich fast keine Vorstellung davon machen, wie schwierig dieser Aspekt des Deutschen für Deutschlernende sein muss!

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