Sprachliche „Ismen“

Frage

Gibt es für die französische Sprache einen Begriff ähnlich dem Anglizismus? Frankozismus?

Antwort

Guten Tag M.,

von Anglizismen ist ja seit einer geraumen Weile an vielen Orten die Rede. Manch einer und manch eine verdammen sie als Wegbereiter oder gar Ursache des Untergangs der deutschen Sprache. Viele andere sehen das glücklicherweise etwas nuancierter. Dieser Streit gegen die „Überflutung“ der deutschen Sprache durch Fremdwörter ist, wie viele von Ihnen wahrscheinlich schon wissen, nicht der erste, der geführt wird. In früheren Jahrhunderten ging es aber nicht um Anglizismen, sondern vor allem um Wörter und Wendungen aus dem Französischen. Während es heute in ist, englische Ausdrücke zum Besten zu geben, war es früher en vogue, sich mit aus dem Französischen Entlehntem zu schmücken. Solche Lehnwörter werden Gallizismen genannt (obwohl sie im Grunde genommen recht wenig mit den früheren Einwohnern Frankreichs, den Galliern, zu tun haben).

Ich möchte hier auf keinen Fall die Frage diskutieren, wie „verurteilenswert“ oder gar „schädlich“ der Einfluss von (zu) vielen fremden „Ismen“ ist. Diese Diskussion wurde und wird an anderer Stelle schon zur Genüge geführt. Es geht mir hier nur um Fachwörter wie Anglizismus und Gallizismus. (Ich kann es in diesem Zusammenhang aber doch nicht lassen, wieder einmal leicht hämisch darauf hinzuweisen, dass sich selten jemand über die vielen Latinismen und Gräzismen, eine Art Lehnwörter aus den „Bildungssprachen“ Lateinisch und Griechisch, aufregt …).

Welche sprachlichen „Ismen“ gibt es also? Die Anglizismen und Gallizismen wurden bereits erwähnt. Zu den in unseren Breiten wichtigen alten Sprachen wurden auch schon der Latinismus und der Gräzismus genannt. Rund um den deutschen Sprachraum herum gibt es noch eine ganze Reihe von Fremdsprachen, die einen mehr oder weniger großen Einfluss gehabt haben:

Italianismen
Rätoromanismen
Slowenismen
Ungarismen (o. Hungarismen o. Magyarismen)
Slowakismen
Bohemismen (o. Tschechismen)
Sorbismen
Polonismen
Danizismen
Friesismen
Batavismen (o. Niederlandismen)
Belgizismen (eigentl. nur im Niederländischen u. Französischen)

Nicht von direkten Nachbarn, aber von anderen wichtigeren Fremdwortlieferanten stammen zum Beispiel:

Arabismen
Hispanismen (aus dem Spanischen)
Russizismen
Amerikanismen (aus dem amerikanischen Englischen)

Mit dem letzten Wort sind wir bei einer anderen Art von „Sprach-Ismen“ angelangt: Wörter und Ausdrücke aus einer Variante einer Sprache. Wenn es aus dem Deutschen kommt, ist es ein Germanismus. Davon gibt es aber noch geografische, dialektale oder landestypische Varianten:

Austriazismen (aus Österreich)
Helvetismen (aus der Schweiz, gibt es also auch auf Französisch und Italienisch!)
Bavarismen (aus dem Bayerischen)
Schwabismen (aus dem Schwäbischen)
Palatinismen (aus dem Pfälzischen)
usw.

Zum Schluss noch ein heiteres Worteraten: Wissen Sie zu welchen Sprachen die folgenden Ausdrücke gehören?

Fennizismen
Sinismen
Turzismen

und als Bonusfrage:

Lusitanismen

Vor allem den letzten Ausdruck muss man kennen, sonst errrät man ihn wohl kaum.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

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Antworten: Finnisch, Chinesisch, Türkisch, Portugiesisch (die römische Provinz, die einen großen Teil des heutigen Portugals umfasste, hieß Lusitania).