„Reisen bildet“, sagt man. So weiß ich jetzt zum Beispiel, dass man in der Bretagne bestens Austern, Muscheln und andere Meeresbewohner essen kann, dass es dort guten Cidre (Apfelwein) zu trinken gibt und dass die Crêpes in der bretonischen Küche erfunden worden sind. Auch „richtige“ Kultur findet man en masse: von frühgeschichtlichen Megalithen über mittelalterliche Bauten bis hin zu moderner Kunst. Ich habe außerdem gelernt, wo das groß in Großbritannien herkommt.
Zur Zeit der alten Römer hieß der römisch besetzte Teil Großbritanniens Brit(t)annia. Die Bretagne wurde Aremorica genannt. Letzteres kommt aus dem Keltischen und soll Land am Meer bedeuten. Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches wanderten viele britannische Kelten von ihrer Insel nach Aremorica aus und verdrängten im Laufe der Zeit die dort herrschende, schon weitgehend romanisierte Kultur. So ersetzte auch der Name ihrer ursprünglichen Heimat den Namen Aremorica fast vollständig. Es gab also zwei Britannien: das ursprüngliche, große Britannien auf der Insel und das kleine Britannien auf dem Festland. Dies ist eine stark vereinfachte Darstellung der historischen Zusammenhänge, aber sie erklärt, wie Großbritannien zum Zusatz groß in seinem Namen kam. Viel besser sieht man diesen Zusammenhang im Französischen, wo man die Bretagne natürlich la Bretagne und Großbritannien la Grande-Bretagne nennt.
Interessant ist auch, dass die heutigen Bretonen zwar eine keltische Sprache sprechen, dass dies aber nicht die direkte Nachfolgerin der Sprache ist, in der sich Asterix, Obelix und andere Gallier unterhielten. Das gallische Keltisch war wahrscheinlich bereits ausgestorben, als die Keltisch sprechenden Britannier in die Bretagne einwanderten. Die heutigen Bretonen sind also zumindest kulturhistorisch gesehen keine Gallier, sondern vor langer Zeit eingewanderte Briten.
So viel über Kelten, Gallier, Britannier und Bretonen. Nach diesem urlaubsbedingten historischen Ausflug wende ich mich ab morgen wieder Fragen über die deutsche Sprache zu.