Fahrradtürchen und Bergtürlein

Frage

Probleme bereitet mir die Diminutivform von Tour. Kürzlich las ich Türchen. Gibt es überhaupt ein Wort dafür?

Antwort

Sehr geehrte Frau M.,

wenn man zu Tour eine Diminutivform bildet, lautet sie wohl Türchen oder Türlein. Diese Formen fallen lautlich und in der Schreibung mit den Verkleinerungsformen von Tür zusammen, aber das sollte normalerweise dank dem Satzzusammenhang zu keinerlei Verständigungsproblemen führen. Es ist also möglich, einen Diminutiv von Tour zu bilden und zu verwenden. Standardsprachlich sind diese Formen allerdings nicht üblich. Man spricht dann eher von einer kleinen Tour. Umgangssprachlich ist jedoch gar nichts dagegen einzuwenden, am Wochenende bei schönem Wetter je nach landschaftlicher Beschaffenheit der Umgebung ein erholsames Fahrradtürchen oder ein gemütliches Bergtürlein zu unternehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

6 Gedanken zu „Fahrradtürchen und Bergtürlein“

  1. Aber “Tourlein/Tourchen” sollte auch möglich sein; dann hat man nicht das Problem mit der Tür, wenngleich dann die für Deminutiva typische Umlautung fehlt, aber die gibts ja beim Herrchen auch nicht (geht ja gar nicht).

    MfG

  2. Man kann natürlich auch Tourchen bilden, aber irgendwie spricht mich diese Form viel weniger an. Ich vermute, dass diese Form vor allem deshalb zu finden ist, weil man sich beim Schreiben nicht an Türchen wagt. Es klingt in meinen eher „südlichen“ Ohren irgendwie auch norddeutsch. Doch weder für das eine noch für das andere habe ich irgendwelche Beweise. Und warum Tourlein für mich einfach nicht richtig klingt, kann ich ebenfalls nicht schlüssig begründen.

  3. Ich würde darauf tippen, dass “Tourchen” für Sie norddeutsch klingt, weil im Süden der Drang und Hang zum Umlaut viel größer ist (Man denke nur an Wägen, Häufen, Köffer, …).

    Für das nicht-richtig-klingende “Tourlein” habe ich auch zwei (spekulative) Erklärungsvorschläge:
    a) Stilmischung – In der hochdeutschen (Schrift-)Sprache wird -lein nur noch selten und fast ausschließlich in literarischen Texten verwendet (Ausnahmen natürlich auf -ch auslautende Wörter wie Bäch-lein). Ein relativ modernes Wort wie Tour (laut Grimmschem Wörterbuch ab dem 19. Jh. in der heutigen Bedeutung – aber in der Schreibung noch erkennbar fremd ist und ich behaupte mal u.a. deshalb als “neuer” wahrgenommen) beißt sich mit einer eher altertümlichen Endung.
    b) Varietätenmischung – Wie eben erwähnt herrscht im Süden ja der Umlaut. Und im Süden herrscht auch dialektal das -lein in Form von -le, -la, -li und dergleichen. Eine Form ohne Umlaut, aber mit -lein ist daher seltsam.

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