Frage
„Spontan würde ich sagen, dass hier ein Komma stehen muss.“ Während des Schreibens dieses Satzes zwang sich mir eine Frage förmlich auf: Quizshowmoderatoren wie beispielsweise Günther Jauch hätten mich beim Hören dieses Satzes unter Umständen gefragt, ob ich das nur sagen würde oder auch sage, und mich darauf hingewiesen, dass sie keine Konjunktive als Antworten annehmen. Wie verhält es sich also mit der Verbindlichkeit dieser Aussage? Müsste ich, wenn ich tatsächlich eindeutig antworten möchte, auf diesen Konjunktiv verzichten und schreiben: „Spontan sage ich, dass hier ein Komma stehen muss“?
Antwort
Sehr geehrter Herr B.,
wenn es sich nicht um wichtige, rechtlich verbindliche Vertragstexte oder Prozessakten handelt, können Sie ohne Weiteres die würde-Form verwenden. Den Konjunktiv II oder die entsprechende würde-Form verwenden Sie in solchen Fällen nämlich, weil Sie als höflicher, zurückhaltender Mensch eine höfliche, unaufdringliche Aussage machen. Ich würde sagen klingt weniger schroff als ich sage. Mit der würde-Form gibt man hier an, dass man nicht ganz sicher ist oder dass man weiß, dass man sich täuschen könnte. Sehr forsch ausgesprochen kann der Indikativ nämlich den Eindruck erwecken, man sei sich seiner Sache sehr sicher und dulde keinen Widerspruch. Ganz so schwarzweiß ist die Verwendung des Konjunktivs und des Indikativs in solchen Fällen natürlich nicht. Vieles hängt davon ab, wer in welchem Ton was zu wem sagt.
Weitere Beispiele, in denen der Konjunktiv nicht etwas Irreales oder eine Möglichkeit ausdrückt, sondern vor allem der Höflichkeit halber verwendet wird:
Würden Sie bitte etwas zur Seite treten?
Dürfte ich Sie etwas fragen?
Ich würde Ihnen empfehlen vorher anzurufen.
Ich wüsste schon, was ihr tun könntet.
Sehen Sie hierzu auch diesen Abschnitt in der CanooNet-Grammatik.
Quizmoderatoren äußern ihre Forderung nach dem Indikativ wahrscheinlich aus verschiedenen Gründen:
- Sie interpretieren den höflich gemeinten Konjunktiv absichtlich wörtlich als irrealen Bedingungssatz (Wenn dies und das so wäre, würde ich sagen). Das ist dann scherzhaft gemeint.
- Die Forderung nach dem Indikativ dient dazu, einen allzu lange zögernden Kandidaten endlich zu einer Entscheidung zu bewegen.
- Die Forderung nach einer „verbindlichen“ Aussage im Indikativ soll der ganzen Sache mehr Gewicht geben. Es gibt schließlich etwas zu gewinnen.
- Die würde-Form gibt ihnen die Gelegenheit, etwas zu sagen. Das Erkennen und Benutzen solcher Momente ist eine Fähigkeit, die man als Quizmoderator unbedingt haben muss. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie ich eine ganze Sendung vollreden müsste.
Wie dem auch sei, der Konjunktiv und die würde-Form spielen eine wichtige Rolle bei der Formulierung von höflichen Aufforderungen und Aussagen. Man kann ihre Verwendung übertrieben „säuselnd“ oder „alte Schule“ finden, aber ich persönlich höre und lese oft lieber „Könnte das falsch sein?“ als „Das ist falsch!“, ganz egal ob es sich tatsächlich um einen Fehler handelt oder nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
„Das ist falsch!“, ganz egal ob es sich tatsächlich um einen Fehler handelt oder nicht.
Es wäre nett, wenn Sie noch irgendeinen Hinweis geben könnten, warum Sie einen Satz aus dem Beitrag zitieren. Ich kann mir zwar vorstellen, was Sie damit meinen könnten, ich möchte aber nicht raten müssen, worauf ich eventuell reagieren soll. Ein erster Hinweis: Der Satz klingt weniger absurd, wenn Sie ihn im Kontext lesen. (Of gaat het alleen maar om het promoten van het mooie Antalya?)