Warum „am besten“ kein großes B hat

Frage

Ich weiß nicht, ob es auf folgende Frage überhaupt eine Antwort gibt, aber wieso werden Superlative, die mit am gebildet werden, nicht wie Nomen behandelt und großgeschrieben? Spielt mir mein Sprachgefühl hier einen Streich und macht mich glauben, dass diese Superlative großgeschrieben werden „sollten“, da nach der verschmolzenen Präposition (an + dem = am) großgeschrieben wird?

Antwort

Sehr geehrter Herr B.,

warum schreibt man Superlativformen mit am wie zum Beispiel am besten klein, wenn man mit wie nach ihnen fragen kann? Die einfachste Antwort auf diese Frage lautet: weil dies in den Rechtschreibregeln ausdrücklich so steht (amtl. Regelung § 58.2).

Es geht hier um eine Frage, die zeigt, dass es in Sprache und Rechtschreibung oft mehr als eine „logische“ Lösung gibt. Man könnte nach der allgemeinen Regel sagen, dass ein Adjektiv nach am (an dem) wie ein Nomen verwendet wird und deshalb großgeschrieben werden sollte (wie zum Beispiel in: sich nur mit dem Besten zufriedengeben). Andererseits kann man sagen, dass diese Superlativform einfach eine gebeugte Form des Adjektivs ist, die mit am und der Endung -sten gebildet wird. Entsprechend schreibt man klein.

Die Rechtschreibregelung wählt die zweite Variante. Warum? – Die Superlativform mit am wird genau gleich verwendet wie die ungebeugten Formen des Positivs und des Komparativs:

Ich finde das gut/besser/am besten.
Dieses Auto fährt schnell/schneller/am schnellsten.
das schnell/schneller/am schnellsten fahrende Auto

Die Form am …sten übernimmt die Rolle der ungebeugten Superlativform, die es bis auf wenige Ausnahmen wie herzlichst (in herzlichst grüßen) nicht gibt. Sie wird deshalb nicht als Substantivierung gesehen, sondern als eine besondere Beugungsform des Adjektivs. Dafür spricht auch die Tatsache, dass das am in dieser Verwendung auch bei besonderer Betonung nicht in an dem aufgelöst werden kann:

Ich bin nur am Besten interessiert
Ich bin nur an dem Besten interessiert

Du weißt am besten, was du brauchst.
NICHT: Du weißt an dem besten, was du brauchst.

Bei der Schreibung der mit am gebildeten Superlativformen hat also eine „logische“ Begründung (Kleinschreibung als Flexionsform) die besseren Karten als die andere (Substantivierung durch bestimmten Artikel).

Natürlich geht es auch hier nicht ganz ohne Komplikationen. Wenn man nicht mit wie, sondern mit woran fragen kann, „gewinnt“ die Substantivierung aus syntaktischen Gründen. Man schreibt die Superlativform dann auch nach am groß:

Das brauchen sie am nötigsten (Wie brauchen sie das?)
Es fehlt ihnen am Nötigsten (Woran fehlt es ihnen?)

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

6 Gedanken zu „Warum „am besten“ kein großes B hat“

  1. Sehr geehrter Herr Dr. Bopp,
    vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Erklärung, auch ich habe in der Vergangenheit “am besten”, im Kontext: “das gefällt mir am besten”, gross geschrieben, da es mir, rein gefühlsmäßig, richtig erschien, dank Ihnen ist mein Gefühl nun auch mit der “korrekten” Rechtschreibung konform, ergibt einen nachvollziehbaren Sinn und ich halte mich nun ohne nagende Zweifel an die Kleinschreibung.
    Grüße
    Michael

  2. Super Erklärung, vielen Dank! Gerade die letzten Beispiele, wo es klein und wo es groß geschrieben wird, haben mir sehr weitergeholfen!

  3. Danke Dr. Bopp sie haben uns im labor sehr geholfen! besonders meinem unterbelichtetem freund jan

  4. Herzlichen Dank, ich war auch immer unsicher und habe es immer groß geschrieben. Nun endlich habe ich es begriffen, dank Ihrer Erklärung. Am hilfreichsten war für mich die Erklärung mit der Beugungsform des Adjektivs und der Auflösung, daran kann man es sich sehr gut merken, finde ich. Super..!

  5. Ja! Endlich! Ich hadere schon seit einer kleinen Ewigkeit, ob ich es denn groß oder klein zu schreiben habe. Endlich hat das Leid ein Ende! Danke! Danke! Danke!

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