Nachdem unsere neue Nachbarin gestern Abend beim Abendessen gezeigt hatte, dass sie sympathisch und dem Weine nicht ganz abgeneigt ist, hatte ich heute Morgen beim Frühstück einen etwas schwereren Kopf als sonst. Da es kein ausgewachsener, kampfeslustiger Kater war, trat er schon nach einer Tasse Kaffee den Rückzug an, sodass doch noch ein paar einigermaßen klare Gedanken aufkamen. Einer davon war: „Frühstück? Weshalb Frühstück? Früh kann ich noch erklären, aber Stück?“
Natürlich bin ich nach einer zweiten Tasse Kaffee dieser Frage für Sie und für mich nachgegangen. Dabei bin ich recht schnell auf eine wenig spektakuläre Antwort gestoßen: Das Wort Frühstück gibt es seit dem 15. Jahrhundert. Wie das mittelhochdeutsche Morgenbrot bezeichnete es das erste in der Frühe gegessene Stück Brot.
Es ist ein recht robustes Wort. Es gelang ihm, Morgenbrot zu verdrängen und später aufkommende Konkurrenten wie Frühkost erfolgreich hinter sich zu lassen. Auch fremdsprachlichen Thronprätendenten bietet es erfolgreicher die Stirn als seine Vettern Mittagessen und Abendessen. In der Zeit, in der man in der besseren Gesellschaft beim Parlieren ein mit französischen Ausdrücken gespicktes Deutsch benutzte, kannte man zwar das Wort Dejeuner und benutzte es für Frühstück oder leichtes Mittagessen. Viel schwerer hatte es aber das Abendessen, das je nach Festlichkeitsgehalt Diner oder Souper genannt wurde. In der heutigen Hochzeit des Englischen hört man zwar öfter, dass Kollegen zum Lunch gehen, dass ein Dinner organisiert wird oder dass man sich am Sonntag zum Brunch trifft, aber von Breakfast redet im täglichen Sprachgebrauch eigentlich kaum jemand. Ein zähes Wörtchen, dieses Frühstück!
Natürlich geht es wieder einmal nicht ganz ohne regionale Unterschiede. Für die Schweizer war und ist Frühstück eine Art Fremdwort. In der Deutschschweiz nimmt man am Morgen das Morgenessen oder im Dialekt den Zmorge zu sich. Es wundert mich, dass ich keine anderen regionalen Varianten finden konnte, denn üblicherweise gibt es gerade bei solchen häuslichen Dingen oft mehr landschaftliche Varianten als sonst. Vielleicht kennen Sie ja noch andere gebräuchliche Ausdrücke. Und sonst gilt eben – wie bereits gesagt –: ein zähes und robustes Wörtchen, dieses Frühstück!
Das zweite Frühstück bezeichnet man in der Schweiz mit Znüni (eigentlich: zu neun Uhr (Gegessenes)).
Mehr kann ich (leider) nicht sagen.