Die Parabel, das Symbol und der Teufel

Zufällig bin ich letzte Woche auf einen historischen Wortzusammenhang gestoßen, der mich überrascht hat: Die Wörter Parabel, Symbol und Teufel haben alle eine gemeinsame Wurzel: werfen.

Die Parabel, eine gleichnishafte Erzählung, geht auf das gleichbedeutende griechische Wort parabolé zurück. Seine wörtliche Bedeutung ist das Danebenwerfen. Es gehört zum Verb parabállein = danebenwerfen, vergleichen (para = entlang, neben; bállein = werfen).

Auch das Wort Symbol lässt sich auf werfen zurückführen: Das griechische Wort sýmbolon bedeutete Kennzeichen oder wörtlicher Zusammengefügtes. Es war ein von zwei verschiedenen Parteien festgelegtes Erkennungszeichen. Dazu wurde ein Tonstück, ein Ring oder etwas Ähnliches zerbrochen und jede Partei erhielt ein Bruchstück. Wenn sich dann später Vertreter der beiden Parteien trafen, konnten die Bruchstücke zusammengefügt werden und so die Rechtmäßigkeit der Vertretung überprüft werden. Das Wort sýmbolon gehört zum Verb symbállein = zusammenwerfen; zusammenfügen (sýn = zusammen, bállein = werfen)

Genau das Gegenteil von Zusammenwerfen treffen wir bei Teufel an. Das Wort geht über Formen wie  tiuvel, tievel, tiufal auf das kirchenlateinische diabolus zurück, das vom griechischen Wort diábolos = Verleumder kommt. Das Verb diabállein bedeutete verleumden, entzweien, verfeinden oder ganz wörtlich auseinanderwerfen (dia = durch, auseinander; bállein = werfen).

Natürlich lassen sich die Bedeutungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser drei Wörter heute kaum mehr mit danebenwerfen, zusammenwerfen und auseinanderwerfen umschreiben oder erklären. Dafür haben sich die jeweiligen Bedeutungen zu sehr von der ursprünglichen wörtlichen Bedeutung entfernt. Aber eine kleine Meldung in der Rubrik „Verschiedenes“ der Wochenendbeilage finde ich diese „Entdeckung“ doch wert.

Es gibt übrigens noch weitere Wörter, bei denen man das griechische Wort für werfen antrifft. Dazu gehören das Anabolikum (Präparat zum Aufbau von Muskeln), die Diskobolie (ein sehr gelehrtes Wort für Diskuswerfen) und der Ball im Sinne von Tanzfest.

5 Gedanken zu „Die Parabel, das Symbol und der Teufel“

  1. Wenn ich so einen Beitrag lese, bin ich immer dankbar für meinen Altgriechisch-Unterricht, auch wenn man mit dieser Sprache im Alltag nichts anfangen kann, weil sie längst keiner mehr spricht…

    MfG

  2. “… der Ball im Sinne von Tanzfest.”

    Das macht mich neugierig: Kommt denn der Ball im Sinne von Wurfobjekt nicht von bállein (werfen)? Das würde doch so gut passen…

  3. Und wenn ich schon dabei bin: Was ist mit anderen “Ball”-Worten, wie Ballen, Anballung oder Verballhornung? 🙂

  4. Das Wort Ball im Sinne von Tanzfest kommt über das Französische vom spätlateinischen ballare = tanzen (im Italienischen noch heute so). Dieses Wort wiederum soll letztlich auf das griechische bállein zurückzuführen sein. Das Wort Ball mit dieser Bedeutung ist erst seit dem 17. Jahrhunder im Deutschen gebräuchlich.

    Das andere Wort Ball hingegen (Kugel, Spielgerät) gibt es schon im Althochdeutschen. Seine Bedeutung war Kugel, augeblasener Körper (vgl. Balg in Blasbalg) und auch damals schon Ball.

    Der Ballen ist eine Nebenform von Ball (Kugel). Das Wort hat also den gleichen Ursprung. Auch das Verb ballen und Ableitungen davon gehen auf das germanische Wort Ball zurück.

    Das Verb verballhornen hat einen ganz anderen Ursprung. Wir verdanken es dem Buchdrucker Bal(l)horn, der einen älteren, fehlerhaften Text neu ausgegeben haben soll, wobei der neue Text noch mehr Fehler enthielt. Die ursprüngliche Bedeutung war dann auch verschlimmbessern. (Vgl. Grimm)

  5. Sehr interessant, danke für die Ausführungen.

    Die scheinbare Verwandtschaft von “Ball” (Spielgerät, das immerhin oft geworfen wird) und “bállein” (werfen) ist also reiner Zufall? Schon witzig, sowas.

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