Wieder einmal darf ich auf Reisen sein. Zurzeit bin ich irgendwo in Frankreich in einem Hochgeschwindigkeitszug unterwegs. Es wäre natürlich interessant, etwas über die Unterschiede bei der Wortbildung in verschiedenen Sprachen zu schreiben. So kann oder muss man den vier Wörter zählenden französischen Ausdruck train à grande vitesse mit dem für Französischsprechende unaussprechlichen Wortungetüm Hochgeschwindigkeitszug ins Deutsche übersetzen. Zwei so unterschiedliche Strategien, Konzepte auf der Wortebene zu einem neuen Konzept zusammenzufügen, verdienten einen Kommentar. Ich könnte auch etwas darüber schreiben, dass das Wort Zug tatsächlich von ziehen abgeleitet ist. Bei dem Zug, in dem ich mich gerade befinde, handelt es sich um eine direkte Übersetzung des gleichbedeutenden englischen Wortes train. Ursprünglich war ein Zug ein Gefolge, dann eine Reihe von Packtieren und Wagen, die hintereinander durch die Lande zogen.
Doch das ist es nicht, was mich zurzeit am meisten beschäftigt. Ich bin nämlich auf kommunikationstechnischem Gebiet ziemlich altmodisch. Im Gegensatz zu Leuten, die selbst während eines Fallschirmabsprungs noch kurz über iPod oder Blackberry ihre Mail abrufen, finde ich Folgendes schon beinahe an ein Wunder grenzend erstaunlich: Ich brause mit 300 Stundenkilometern durch die französische Landschaft, schreibe einen Blogeintrag und kann ihn vom Zug aus direkt im Blog veröffentlichen! Ich komme eben tatsächlich noch aus der Zeit, in der es noch nichtelektrische Schreibmaschinen gab … In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen schönen Tag und bonne journée!
Ich bin kein Muttersprachler der deutschen Sprache und habe Deutsch erst vor 40+ Jahren studiert. In letzter Zeit merke ich, dass ein seltsames Adverb, das von einem Nomen und der Nachsilbe “technisch” gebildet ist, häufig verwendet wird. Zum Beispiel: (1) Ich wünsche bereits jetzt, wo es wohl auch schneetechnisch richtig weihnachtlich wird, eine schöne Weihnachtszeit. (2) Ich würde übersetzungstechnisch wohl wie sie vorgehen. (3) Sie haben beziehungstechnisch irgendwelche Probleme.
Ich staunte nicht schlecht, als ich auch bei “Fragen Sie Dr. Bopp!” etwas Ähnliches – zwar ein Adjektiv statt eines Adverbs – gelesen habe: “Ich bin nämlich auf kommunikationstechnischem Gebiet ziemlich altmodisch.” Oder ist “kommunikationstechnisch” etwas ganz anderes? Sind die obengenannten Beispiele eher salopp? Gibt es Regeln für diese Art Wortbildung? Bedeutet das so gebildete Adverb immer etwas wie: “in Sachen …” oder “was … angeht” oder “in Bezug auf …”?
Das Adjektiv kommunikationstechnisch ist ein ganz normales Adjektiv, das zum Substantiv Kommunikationstechnik gehört. Entsprechend heißt „auf kommunikationstechnischem Gebiet“ nichts anderes als „auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik“. So gibt es zum Beispiel auch bautechnisch zu Bautechnik, gentechnisch zu Gentechnik, produktionstechnisch zu Produktionstechnik usw. Das CanooNet Wörterbuch enthält fast sechzig Adjektive dieser Art.
Sie meinen eine andere Art von adverbial verwendeten Adjektiven. Dabei beziehen sich die Formen –technisch nicht wie oben auf ein entsprechendes Nomen, das auf –technik endet, sondern auf das Nomen das vor –technisch steht:
Solche Wörter sind nicht falsch, aber eher einer Art „Turbosprache“ zuzuordnen, die gerne mit „modernen“, gut klingenden Wörtern und Ausdrücken arbeitet. Oft sind diese Wortbildungen auch eher humoristisch gemeint. In der formellen Standardsprache vermeidet man sie besser.
Das Wort übersetzungstechnisch ist hier übrigens ein Zweifelsfall, da es nicht unüblich ist, von Übersetzungstechnik zu sprechen. Wenn in Ihrem Beispielsatz mit übersetzungstechnisch nicht in Bezug auf die Übersetzung, sondern in Bezug auf die Übersetzungstechnik gemeint ist, ist der Satz auch in der Standardsprache grammatisch und stilistisch einwandfrei.