Von Marias Blumenladen zur Gesundheit von Amy Winehouse

Weil immer wieder danach gefragt und viel darüber geklagt wird: der Apostroph bei Eigennamen

Frage

Immer wieder werden Eigennamen mit Apostroph geschrieben, ist das korrekt? Ich gehe eigentlich davon aus, dass es sich um einen ganz normalen Genitiv handelt und der Apostroph falsch ist. Beispiele: Maria’s Blumenladen, Rainer’s Eck.

Antwort

Sehr geehrte Frau N.,

im Prinzip steht auch bei Eigennamen kein Apostroph vor dem Genitiv-s. Nach der neuen Rechtschreibregelung kann man aber in gewissen Fällen einen Apostroph verwenden, um die Grundform des Namens zu verdeutlichen.  Zum Beispiel:

Carlo’s Blumenladen
Andrea’s Eck

Der Apostroph soll hier die Verwechslung mit den Vornamen Carlos und Andreas verhindern. Auf Firmenschildern und Briefpapier kann dies sogar sinnvoll sein. Da es aber meistens zu keinen Verwechslungen und Undeutlichkeiten kommen kann, ist der Apostroph in Fällen wie diesen unnötig:

Marias Blumenladen
Rainers Eck
Hendriks Blog
Evelines Witz des Tages

Selbst englische und amerikanische Namen kommen im Deutschen bestens ohne einen Apostroph vor dem Genitiv-s aus:

George W. Bushs Päsidentschaft
Hillary Clintons Asienreise
Clooneys Kaffeereklame
Lady Gagas offizielle Website

Nur manchmal muss man einen Apostroph verwenden, dann nämlich, wenn der Name auf ein (gesprochenes) s endet:

Friedrich Engels’ Werke
Marguerite Duras’ Romane
Robbie Williams’ Privatleben
Amy Winehouse’ Gesundheit

Hier weicht man aber oft auf eine andere Formulierung aus (z. B. die Gesundheit von Amy Winehouse).

Mehr zum Apostroph bei Eigennamen finden Sie hier.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

6 Gedanken zu „Von Marias Blumenladen zur Gesundheit von Amy Winehouse“

  1. Ich halte die Apostrophe in „Carlo’s Blumenladen? und „Andrea’s Eck? für überflüssig, denn wenn es sich um den Blumenladen eines Carlos oder das Eck eines Andreas handelte, schriebe man ja „Carlos’ Blumenladen? und „Andreas’ Eck?.

  2. Das wissen aber nicht alle, also kann es sehr wohl zu Verwechslungen kommen.

  3. Völlig einverstanden, Herr Panchenko! Man kann nicht davon ausgehen, dass alle Kunden, Geschäftspartner usw. die Rechtschreibregeln so gut kennen. Es gibt aber noch mehr: Selbst wenn alle die Apostrophsetzung genau kennen und beherrschen, kann es sinnvoll sein, einen Apostroph zu verwenden. Man ist nämlich nicht verpflichtet, bei Firmennamen, in Briefköpfen, auf Firmenschildern usw. einen Eigennamen an erster Stelle im Genitiv zu verwenden. Ein paar Beispiele aus dem Internet:

    Flora Blumengeschäft
    Kaiser Bürotechnik
    Andrea Electronics
    Andrea Moden GmbH
    Jacobs Automobile

    Nicht jedes s am Ende eines Namens muss hier also zwangsläufig ein Genitiv-s sein. Auch bei Markennamen nimmt man es oft nicht so genau mit Apostroph, Getrenntschreibung und Bindestrich. Aus diesem Grund würde ich es gut verstehen, wenn Jakob sein Kaffeehaus

    Jakob’s Kaffeehaus

    nennen würde, um jegliche Verwechslung seines Kaffees mit Kaffee der Marke Jacobs Kaffee zu vermeiden und die Gefahr von Drohbriefen der Anwälten des Lebensmittelkonzerns Kraft Foods, dem Eigentümer der Kaffeemarke, möglichst gering zu halten.

    Das heißt jetzt aber nicht, dass ich alle Apostrophe bei Eigennamen und Firmennamen gut finde. Sehr oft sind sie, wie oben schon gesagt, überflüssig.

  4. Eine „Regel“ wie „Da es aber meistens zu keinen Verwechslungen und Undeutlichkeiten kommen kann, ist der Apostroph in Fällen wie diesen unnötig: Marias Blumenladen …“ finde ich nicht gut, weil sie im Prinzip umfassendes Wissen erfordert. Was, wenn der bekannte spanische Schriftsteller Javier Marías (den man im Deutschen auch oft ohne Akzent als „Javier Marias“ schreibt) einen Blumenladen eröffnet?

  5. Wenn Javier Marías einen Blumenladen eröffnet, nennt er ihn Javiers Blumenladen oder Marias‘ Blumenladen. Das heißt also, dass er nach den Regeln hinter seinem Familiennamen einen Apostroph verwenden müsste. Und schon drehen wir uns im Kreis, denn nach den strikten Regeln wären Zweideutigkeiten eigentlich ausgeschlossen. Was Sie oben als „Regel“ bezeichnen ist keine Regel, sondern eine nachdrückliche Empfehlung. Zweideutigkeiten lassen sich nie ganz vermeiden. Es gibt immer in irgendeiner Sprache irgendeinen Namen, den man herbeiziehen kann. Es geht bei der Vermeidung von Zweideutigkeit um relative, nicht absolute Eindeutigkeit. Kurzum, wenn in einem deutschsprachigen Ort auf einem Schild Marias Blumenladen zu lesen ist, ist die Chance sehr, sehr groß, dass das Geschäft einer Blumenhändlerin namens Maria und nicht etwas einem Schriftsteller namens Marías gehört. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, sämtliche Zweideutigkeiten auszuschließen. Es ist im normalen Sprachgebrauch auch nicht notwendig.

  6. > Wenn Javier Marías einen Blumenladen eröffnet, nennt er ihn
    > Javiers Blumenladen oder Marias’ Blumenladen. Das heißt also,
    > dass er nach den Regeln hinter seinem Familiennamen einen
    > Apostroph verwenden müsste.

    Nur wenn er einen Genitiv verwenden will. Wie in ihrem Beispiel „Jacobs Automobile“ ist das aber nicht zwingend. Javier Marías könnte also auf den Genitiv verzichten und seinen Blumenladen auch „Marias Blumenladen“ nennen. Wohl wahr, dass sich nicht immer alle Zweideutigkeiten ausschließen lassen, aber mir scheint jetzt, dass es zu weniger Mehrdeutigkeiten kommen könnte, wenn man (wohl so wie im Englischen) ein (fehlendes) Genitiv-s immer mit einem Apostroph markieren müsste.

Die Kommentare sind geschlossen.