Gibt es die Verschlagwortung?

Frage

In einem Blog habe ich einen Beitrag gelesen, der für mich die folgende Frage aufwirft: Gibt es das dort verwendete  Wort „Verschlagwortung“ und, wenn ja, was bedeutet dieser Begriff? Er steht in keinem Wörterbuch.

Antwort

Sehr geehrter Herr F.,

das Wort Verschlagwortung gibt es. Es bedeutet Zuordnung zu einem Schlagwort, Indexierung.

Die Tatsache, dass ein Wort nicht in einem Wörterbuch steht, bedeutet nicht, dass es ein Wort nicht gibt. Diese „Regel“ gilt nur beim Scrabblespielen. Im Deutschen werden nämlich ständig neue Wörter gebildet. Nicht all diese (möglichen) Wörter können in einem Wörterbuch stehen.

Neue Wörter werden nicht nur aus anderen Sprachen übernommen, sondern sehr oft nach bestimmten Prinzipien aus bestehenden Wörtern gebildet. Das Wort Verschlagwortung ist das Substantiv zu verschlagworten. Dieses Verb ist in gleicher Weise von Schlagwort abgeleitet wie z.B.

verabschieden von Abschied
vergletschern von Gletscher
verkabeln von Kabel
verunglücken von Unglück
verursachen von Ursache
verwursten von Wurst

Ebenso fachsprachliche Ausdrücke wie:

vergesellschaften von Gesellschaft
vermessingen von Messing
verstoffwechseln von Stoffwechsel

Das Wortbildungsprinzip wird hier genauer beschrieben.

Das Verb verschlagworten ist also eine mögliche und korrekte Wortbildung. Die zweite Frage ist nun, ob ein solches Wort auch mehr als nur ein- oder zweimal verwendet wird. Das Wort verschlagworten scheint in gewissen Fachbereichen recht üblich zu sein; so üblich, dass man es sogar schon in den neuesten Auflagen von Rechtschreibwörterbüchern findet**.

Man kann der Verschlagwortung also die Daseinsberechtigung aus zwei Gründen nicht absprechen: Das Wort wurde korrekt gebildet und es wird verwendet. Ob man dieses Fachwort besonders schön findet, ist dann eine ganz andere Frage.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

** Verschlagwortung/verschlagworten in Rechtschreibwörterbüchern:

Verschlagwortung
PONS

verschlagworten (einem Schlagwort zuordnen)
Duden, Deutsche Rechtschreibung, 25. Auflage, 2009 (in der 24. Auflage stand das Verb noch nicht).