(Keine) Idylle auf deutschen Autobahnen

Wie sehr, sehr viele andere auch habe ich letztes Wochenende ein paar Stunden auf deutschen Autobahnen zugebracht. Da die Landschaft nicht überall so hügelig ist, dass man sich an schönen Fernsichten erfreuen könnte, und in flacherem Gelände fast überall die Autobahnbegrünung vor der Aussicht steht, habe ich mich einen Teil der für mich „steuerlosen“ Zeit damit beschäftigt, auf die Namen von Parkplätzen und Raststätten zu achten. Mir war vorher nie aufgefallen, dass sie so poetisch sein können. Wenn ich einmal einen epischen Roman wie „Der Herr der Ringe“ schreiben würde (was ich bestimmt nie tun werde), wüsste ich nun, wo ich einen Teil der Flurnamen für ein Plagiat von Tolkiens Mittelerde hernehmen könnte:

Hinter dem Entenfang und dem Königsforst stoßen wir auf den Schwarzbach, den wir beim Neuhöfer Tann überqueren. Dann geht es über die Rolandshöhe und den Fuchsbuckel nach Schauinsland, wo man eine gute Aussicht auf den Mahlberg hat, an dessen Fuß der Pfaffenbach in die Murg strömt. Dort wird auf der Fliegwiese gerastet, bevor es weitergeht und wir uns bei Scheidweg entschließen müssen, ob wir unsere Schritte rechts nach Elz oder links nach Welschehahn lenken.

All diese schönen Namen habe ich, wie gesagt, am Rande deutscher Autobahnen entdeckt. Allzu romantisch wird es einem dort allerdings nie zu Mute. Bevor man sich in einer Idylle wähnt, wird man immer wieder durch weniger poetische Texte wie „Baustelle“, „sechsstreifiger Ausbau“, „Missachtung wird geahndet“ und „Tropfmengen sind sofort aufzunehmen“ auf den Boden der Autobahnrealität zurückgeholt.