Der geringste meiner Brüder

Heute ist nicht gerade der ruhigste aller Tage. Ich habe zurzeit ein bisschen viel zu tun. Deshalb nur ganz kurz eine Frage zur Groß- und Kleinschreibung, die immer wieder zu Unsicherheiten führt:

Frage

In meinem Freundeskreis kam die Diskussion auf, ob im Zitat

»Was ihr dem geringsten/Geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir.«

das Wort „geringste“ groß- oder kleingeschrieben wird.

Antwort

Guten Tag J.,

man schreibt das Adjektiv in Ihrem Zitat klein:

»Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir.«

Wenn ein Adjektiv sich auf ein im Vorhergehenden oder im Nachfolgenden genanntes Substantiv bezieht, schreibt man es klein, auch wenn es zum Beispiel nach einem Artikelwort steht. Hier bezieht sich geringsten auf Brüder (gemeint ist: dem geringsten Bruder von meinen Brüdern). Vergleichen Sie hierzu:

groß: Er ist der Kleinste der Klasse.
klein: Er ist der kleinste der Schüler seiner Klasse.

groß: Das ist das Beste, was er je gemacht hat.
klein: Das ist das beste von all seinen Werken.

groß: Das Schönste im Leben ist die Freiheit.
klein: das schönste aller Gefühle
klein: Von allen Gefühlen ist dies das schönste.

Sehen Sie auch diese Rechtschreibregel und die dort angegebenen Beispielsätze.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „Der geringste meiner Brüder“

  1. Hallo!

    Wenn Sie demnächst ‘ein bisschen wenig’ zu tun haben, erklären Sie doch bitte einmal,
    was genau es bedeutet, wenn jemand “ein bisschen viel zu tun” hat.

    Beste Grüße,

    StM

  2. Wenn man ein bisschen viel zu tun hat, hat man viel zu tun, möchte diese Aussage aber nicht allzu wichtig erscheinen lassen. Wenn ich sage, dass ich ein bisschen viel zu tun habe, meine ich, dass ich eher viel zu tun habe – nicht enorm viel zu tun, nein, relativ/ziemlich/etwas viel zu tun.

    Das Argument, dass ein bisschen und viel einander ausschließen, mag bei einer „logischen“ Analyse richtig erscheinen, aber im allgemeinen, nicht allzu förmlichen Sprachgebrauch können die beiden Ausdrücke problemlos nebeneinanderstehen. Die Wendung ein bisschen wird hier nämlich nicht mit der adjektivischen Bedeutung wenig verwendet, sondern als Gradpartikel, die die Bedeutung von „viel“ abschwächt.

    So kann man auch „ein bisschen wenig“ zu tun haben, wenn man nicht wirklich wenig, aber weniger als erwartet zu tun hat. Eine Aufgabe kann „schon ein bisschen groß“ sein, wenn Sie zum Beispiel größer als gewünscht, erhofft oder erwartet ist.

    Diese Verwendung von ein bisschen würde ich stilistisch als eher umgangssprachlich bezeichnen, aber im (sehr) förmlichen Sprachgebrauch kommt ein bisschen sowieso kaum vor. Ich hoffe, dass nun ein bisschen deutlicher ist, was ich mit mit ein bisschen viel meine, und dass Sie es mir nicht übelnehmen, wenn ich im Blog hin und wieder eine eher umgangssprachliche Formulierung verwende.

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