Es gibt am heutigen Tag wohl kaum jemanden, der sich nicht über die Rettung der Bergleute in Chile unterhalten oder zumindest davon gehört hat. Schön, dass wieder einmal etwas Erfreuliches die gesamte Weltöffentlichkeit beschäftigt!
Man lernt auch immer wieder Neues dazu. So wusste ich, dass das Wort Kumpel ebenso aus dem Bergbau kommt wie die Wendung vor Ort. Ein Kumpel ist ein Bergmann; die saloppe Benennung für Freund ist davon abgeleitet. Mit vor Ort bezeichnet man die Stelle in der Grube, wo abgebaut wird. Erst im übertragenen Sinne bedeutet es an Ort und Stelle. In der Schule habe ich gelernt, dass ein Flöz eine umfangreiche Schicht abbauwürdiges Gestein ist. Ein so ungewöhnliches Wort, das in nichts einem anderen Wort ähnelt, vergisst man nicht mehr. Ich wusste auch, dass das Gegenteil von Tagebau nicht Nachtbau, sonder Untertagebau ist. Aber damit sind meine Kenntnisse der Bergbausprache schon fast erschöpft.
Was habe ich also Neues dazugelernt? Im Mittagsmagazin wurde ein älterer Kumpel interviewt, der in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts ein Grubenunglück miterlebt hatte. Er erzählte unter anderem, dass er nach der Rettung eine Woche Urlaub gehabt hatte, bevor er wieder einfahren musste und wollte. Diese Bedeutung von einfahren kannte ich nicht. Wenn ich zur Arbeit gehe, öffne ich die Tür, begrüße die Anwesenden und setzte mich an den Computer. Bergleute fahren ein. Und wenn sie wieder aus der Grube kommen, sagt man, dass sie (Sie haben es bestimmt schon erraten) ausfahren.
Ich habe das in den Wörterbüchern nachgeschlagen und bin dabei auf ganz viele andere Begriffe aus dem Bergbau gestoßen. Zu den schönsten, das heißt den am schönsten oder abenteuerlichsten klingenden Wörtern gehören: erzhöffig, güldisch, Sargdeckel, Lutte, Schüttelrutsche und Wüstung. Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, was diese Wörter bedeuten. Ich weiß es jetzt schon nicht mehr genau. Ich bin eben ein „Schreibtischtäter“, kein „Stollengänger“.
Glückauf!
Dr. Bopp
Hallo Herr Bopp!
…
(auch bei zu Freiheitsstrafen Verurteilten) geht möglicherweise ursprünglich nicht auf menschliche, sondern auf tierische “(Berg)-Baue” zurück. Die Suchergebnisse, die man bei Google findet legen diesen Verdacht nahe.
http://www.google.de/search?q=%22in+den+bau+einfahren%22
Freundliche Grüße
Gernot Back
Da die Bergleute eher in den Schacht, in die Mine oder ins Bergwerk als in den Bau einfahren und Tiere eigentlich eher selten fahren, bezweifle ich den tierischen Ursprung dieser Wendung. Bei den Verbrechern, die im Bau sitzen, könnte dies aber durchaus sein.