Diametral entgegengesetzte Ansichten

Frage

Man sagt ja immer, diese Ansicht sei der anderen diametral entgegengesetzt. Ich frage mich nun, ob das in gewisser Weise nicht „doppelt gemoppelt“ oder pleonastisch ist. Reicht es nicht, wenn man sagt: „Diese Ansichten sind diametral“?

Antwort

Guten Tag M.,

diametrale Ansichten sind ungefähr dasselbe wie entgegengesezte Ansichten. Wenn man von diametral entgegengesetzten Ansichten spricht, ist das also eigentlich pleonastisch („doppelt gemoppelt“). Das stimmt aber nicht ganz, denn diametral entgegengesetzt ist als Verstärkung gemeint, das heißt, es drückt ganz und gar entgegengesetzt, vollständig entgegengesetzt aus. Solche Verstärkungen sind im Deutschen gang und gäbe (vgl. zum Beispiel auch: nie und nimmer, brennend heißer Schmerz).

Das Einzige, was ich eventuell gegen diametral entgegengesetzt einzubringen hätte, ist rein stilistischer Natur: Man hört und liest so häufig, dass Ansichten und Meinungen einander nicht einfach widersprechen, sondern diametral entgegengesetzt sind, dass diese Verstärkung etwas klischeehaft und abgedroschen klingen kann. Doch das ist  keine Frage von richtig und falsch, sondern eine Frage der persönlichen sprachlichen Vorlieben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

3 Gedanken zu „Diametral entgegengesetzte Ansichten“

  1. Ebenfalls inflationär verwendet werden heute die beiden Wörter “unterschiedlichste” respektive “verschiedenste”.
    Obwohl die beiden Wörter im Superlativ stehen, reicht heute die Anwesenheit von ein paar unterschiedlichen Sprachen in einem Klassenzimmer aus und schon schon spricht man von “unterschiedlichsten Sprachen und Kulturen”, die da aufeinander treffen. Und wo man mehr als vielleicht drei verschiedene Musikstile zu hören bekommt, da hat man es dann bereits mit “verschiedensten Musikstilen” zu tun.
    Der Mensch scheint gerne ein bisschen zu übertreiben…

    Zugegeben, dieser Kommentar gehört vielleicht nicht ganz hierher, aber die Beispiele kamen mir beim Lesen des Beitrags eben gerade in den Sinn.

  2. Doch, doch, das passt schon zur zweiten Hälfte des Beitrags. Die Neigung, etwas besonders nachdrücklich zu formulieren, trifft man oft und bei vielen an. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Neu ist das Phänomen nicht. Dieser Neigung verdanken wir im Deutschen das schöne Wortbildungselement aller-. Wen das Beste und Schönste nicht gut und schön genug klingt, kann man vom Allerbesten und Allerschönsten sprechen. Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis von allerunterschiedlichsten Musikstilen die Rede sein wird.

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