Dass Anderssprachige es mit der deutschen Sprache und ihren Fällen nicht immer einfach haben, wusste ich schon. Aber manchmal wundere ich mich immer noch, mit welchen Tücken sich Deutschlernende herumschlagen müssen. Man lernt die einfache Regel, dass nach für immer der Akkusativ steht (für wen oder was?), freut sich über seine Grammatikkenntnisse und dann begegnen einem plötzlich Sätze, in denen nach für ein Nominativ oder ein Dativ steht! In den letzten Tagen erreichten mich gleich zwei Fragen zu diesem Thema.
Fragen
- „Was für ein fauler Tag!“ Warum steht hier nach „für“ ein Nominativ und nicht ein Akkusativ?
- Wie kann man erklären, dass nach „für“ in dem Ausdruck „was für“ kein Akkusativ steht? Wieso heißt es: „Was für ein schöner Tag!“, und nicht: „Was für einen schönen Tag!“?
Antwort
Die Präposition für verlangt tatsächlich den Akkusativ: für wen oder was? Hier geht es aber nicht um die allein stehende Präposition für, sondern um die Wendung was für (ein). Sie leitet eine Frage oder einen Ausruf ein und kann mit allen vier Fällen stehen:
Was für ein schöner Tag!
Was für einen Eindruck macht er?
In was für einem Land leben wir eigentlich?
Anhand was für eines Beispiels lässt sich das Problem am besten beschreiben?
Das ist noch nicht alles, was man zu was für ein lernen muss: Mit was für ein fragt man nach einer Beschaffenheit, einer Eigenschaft, einem Merkmal usw.:
Mit was für einem Wagen fährt sie weg? – Mit einem Sportwagen.
Was für einen Pullover trug er? – Einen roten.
Dadurch unterscheidet sich was für ein von welcher, das eine „auswählende“ Bedeutung hat. Mit welcher fragt man nach einem einzelnen Wesen, einem einzelnen Ding aus einer Gruppe, einer Klasse, einer Gattung usw
Mit welchem Wagen fährt sie weg? – Mit dem Sportwagen.
Welchen Pullover trug er? – Den roten.
Die Beispielsätze in den Fragen zeigen weiter, dass was für ein auch einen Ausruf einleiten kann:
Was für ein schöner Tag!
Was für ein Dummkopf!
Und wenn Sie nun denken, das sei schon alles, lesen Sie auf dieser Seite, dass man das ein in gewissen Fällen weglässt:
Was für Papier brauchst du?
Mit was für Leuten verkehrt er?
und dass man besser nicht sagt:
Was für welches Papier brauchst du?
Mit was für welchen Leuten verkehrt er?
An dieser Stelle möchte ich nämlich nichts mehr dazu schreiben, damit nicht auch noch die wenigen geduldigen Leser und Leserinnen, die bis hierher durchgedrungen sind, folgenden Stoßseufzer von sich geben:
Was für ein langweiliger Blogeintrag!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp