Frage
Gestern wurde bei Günter Jauch in „Wer wird Millionär“ folgende Frage gestellt: „Worin verwandelt sich die Kröte durch Versetzen eines Buchstabens?“ Die möglichen Antworten, nur der Vollständigkeit halber: Hund, Katze, Maus, Märchenprinz.
Was mich an der Frage doch sehr verwundert, ist das Fragewort „worin“. Ich würde „in was“ vorziehen.
Antwort
Guten Tag M.,
Ihre Frage hat auch mich stutzen lassen. Ich finde nämlich wie Sie, dass Worin verwandelt sich eine Kröte … falsch klingt. Aber weshalb?
Im Allgemeinen gilt, dass man in der Standardsprache nicht mit einer Präposition und was fragt, sondern mit der entsprechende Form wo(r)-. Zum Beispiel:
Umgangssprachlich:
Mit was reparierst du das?
Über was redet ihr?
Von was hast du geträumt?
Standardsprachlich:
Womit reparierst du das?
Worüber redet ihr?
Wovon hast du geträumt?
Deshalb hat man sich bei der Quizsendung wohl dazu entschieden, nicht umgangssprachlich in was, sondern worin zu verwenden, wie es sich standardsprachlich zu gehören scheint. Ganz so einfach geht das aber leider nicht. Man kann im Prinzip auch in was besser durch worin ausdrücken. Das ist aber nur dann richtig, wenn mit in wörtlich oder figürlich ein Standort angegeben wird (in mit Dativ):
Worin soll ich das Geld aufbewahren?
Worin besteht der Unterschied?
Man kann worin nicht verwenden, wenn in wörtlich oder figürlich eine Richtung angibt (in mit Akkusativ). Es muss dann worein heißen:
Worein hast du das Geld gelegt?
Worein sollte ich mich weiter vertiefen?
Entsprechend hieße es theoretisch auch:
Worein verwandelt sich die Kröte durch Versetzen eines Buchstabens?
Dieses worein ist aber veraltet, das heißt, kaum jemand verwendet es noch. Wenn man hier in was vermeiden will und worein einem zu archaisch klingt, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine andere Formulierung zu wählen.
In diesem Fall ist es gar nicht so einfach, eine andere Formulierung zu finden. Das Verb verwandeln soll einen ja in Verbindung mit der Antwortmöglichkeit Märchenprinz auf eine falsche Fährte führen. Man soll an das Märchen „Der Froschkönig“ denken, damit man nicht gleich auf die Idee kommt, den zweiten Buchstaben der Kröte an die letzte Stelle zu schieben. Das Verb verwandeln ist deshalb für die Fragestellung sehr wichtig. Und dieses Verb verlangt nun einmal die Präposition in mit Akkusativ.
Ich hätte den Quizredakteurinnen und –redakteuren deshalb empfohlen, den Standard für einmal Standard sein zu lassen und zu fragen: In was verwandelt sich die Kröte durch Versetzen eines Buchstabens? Besser eine Formulierung, die als umgangssprachlich angesehen wird, als eine falsche Formulierung. Worin verwandelt sich die Kröte? wäre höchstens dann eine passende Frage, wenn man eine Antwort wie im Schlossbrunnen oder im Schlafgemach der Prinzessin erwarten würde.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Demzufolge auch: Worein hat die Kanzlerin eingewilligt – ?
Demzufolge könnte man in gehobenem Sprachgebrauch tatsächlich auch sagen:
In nicht so gehobener Sprache hört und liest man heutzutage aber eher zum Beispiel:
In nicht gehobener Sprache hört und liest man allerdings auch häufig:
Die Formulierungen mit worin und darin sind hier streng genommen standardsprachlich nicht richtig.
Darüberhinaus gäbe es auch noch die Alternative, „wohinein“. Was, vermutlich, noch archaischer klingt, aber wenn wir über Verwandlungen sprechen, klingt es für mein Ohr angenehmer as „worin“. Also: „Wohinein verwandelt sich die Kröte […]?“
Kann man hier auch wohinein verwenden? Ich bezweifle es. Dieses Wort ist für mich zu sehr auf den wörtlichen, räumlichen Sinn beschränkt, als dass es im Zusammenhang mit sich in etwas verwandeln verwendet werden könnte. Den „Beweis“ für diese persönliche Ansicht muss ich Ihnen allerdings schuldig bleiben. Grammatiken und Wörterbücher schweigen hier in allen Tonarten und den Aufwand einer gründlichen Untersuchung kann ich mir an dieser Stelle leider nicht leisten. Je weiter man sich vom räumlichen Sinn von „in“ entfernt, desto unsicherer scheint die Verwendung von Adverbien wie worin, worein und wohinein zu sein. Fazit: umformulieren!
Ich muß gestehen, daß ich hier rein nach Sprachgefühl schrieb und auch keine gesicherte Quelle habe. Es war eine Art Analogieschluß von „in den Raum hineingehen“, „in etwas hineinversetzen“, „in etwas hineinverwandeln“ … Insofern beuge ich mich dem Vorschlag: Alle Zweifel durch umformulieren zu umgehen ist das sicherste Mittel.
Ich meine, hier einen Kommentar hinterlassen zu haben… Oder habe ich es nur geträumt?
Auf jeden Fall: Muss es demzufolge auch heißen: „Worein hat der Chef eingewilligt“ usw.?
Oh sorry, jetzt sind plötzlich Kommentar+Antwort doch aufgetaucht
Dass das Wort „worein“ veraltet ist, erkennt man sehr gut daran, dass eine Websuche nach „worein verwandelt“ mit Anführungszeichen bei Google zu 9 Treffern führt, während die Buchsuche 21 (alte) Bücher mit dem Ausdruck kennt.
Eine gute Umschreibung der Frage ist meiner Meinung nach: „Durch Versetzen eines Buchstabens verwandelt sich die Kröte in …? – A: einen Hund, B: eine Katze, C: eine Maus, D: einen Märchenprinzen“
In dieser Form, bei der ein Kandidat Sätze vervollständigen muss, werden Fragen in „Wer wird Millionär“ oft gestellt. Warum nicht auch hier?
Leider ist es dafür zu spät.
Guten Tag, sehr interessanter Beitrag haben Sie hier verfasst. MFG
Diese Frage habe ic mir ehrlich gesagt noch nie gestellt. Die grammatikalische Fragestellung interessiert mich auch weniger, vielmehr wäre ich an der Beantwortung der Frage interessiert.
Im Märchen wird aus dem Frosch ein Prinz. Im genannten Rätsel wird aus der Kröte ein … Versetzen Sie einen Buchstaben und Sie wissen es. Tipp: Verschieben Sie den zweiten Buchstaben an die letzte Stelle.