Wundert es jemand, wenn man niemand ohne Endung begegnet?

Frage

Was ist richtig: „Sicher gibt es in Ihrem Bekanntenkreis jemand oder jemanden, der noch nicht … ist.”

Antwort

Sehr geehrte Frau T.,

beide Formulierungen sind möglich. Sowohl die endungslose als auch die Form mit Endung gelten hier als richtig:

Sicher gibt es in Ihrem Bekanntenkreis jemanden, der …
Sicher gibt es in Ihrem Bekanntenkreis jemand, der …

Das gilt nicht nur für den Akkusativ, sondern auch für den Dativ:

Reden Sie mit jemandem darüber, der …
Reden Sie mit jemand darüber, der …

… und für niemand:

Es gibt in meinem Bekanntenkreis niemanden, der …
Es gibt in meinem Bekanntenkreis niemand, der …
Ich möchte mit niemandem darüber reden.
Ich möchte mit niemand darüber reden.

Bevor Sie sich nun aber allzu sehr über so viel Freiheit freuen oder sich leicht irritiert fragen, ob denn heutzutage alles erlaubt sei, hier noch zwei Einschränkungen: Es ist nicht richtig, im Dativ die Endung –en zu verwenden:

Nicht: Man kann hier niemanden vertrauen.
Sondern: Man kann hier niemandem/niemand vertrauen.

Und den schicken Genitiv trifft man natürlich nie ohne seine Endung an:

Wie kann man jemandes (jemands) Charakter beurteilen?
Das ist in niemandes (niemands) Interesse.

Falls Sie alles noch einmal in der Grammatik nachlesen möchten, können Sie das hier tun.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

2 Gedanken zu „Wundert es jemand, wenn man niemand ohne Endung begegnet?“

  1. Spontan hätte ich gesagt, “Das ist in niemandems Interesse”.

    Interessant Kombination aus Dativ + Genitiv – vielleicht unterbewusst beeinflusst von “sächsischen Genitiv” (meinem Vater sein Hut)?

  2. Sie sind offenbar nicht der Einzige, dem es so geht. Ein kurzer Blick ins Internet zeigt, dass hin und wieder Wendungen wie in niemandems Sinn, niemandems Eigentum und niemandems Rivale vorkommen. Es dürfte sich hier tatsächlich um die Kombination von einem possessiven Dativ (in niemandem seinem Interesse) mit einer Genitivform (niemandes) handeln.

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