Wenn Zeiten nicht ihrem Namen entsprechen: das Perfekt des Zukünftigen

Frage

Kann man im folgenden Satz das Perfekt verwenden, auch wenn jemand erst in der Zukunft gesund sein wird?

„Wir bleiben hier, bist du gesund geworden bist.“

Antwort

Sehr geehrte Frau A.,

Ihr Beispielsatz ist korrekt. Er zeigt schön, dass man sich nicht genug davor hüten kann, die Bezeichnungen für die verschiedenen Zeitformen des Verbs wörtlich zu verstehen. Die Namen der verschiedenen Verbzeiten sind nicht viel mehr als reine Namen. Die größte Schwierigkeit bei der Verwendung der Zeitformen ist die Tatsache, dass es keinen direkten, gradlinigen Zusammenhang zwischen ihrem Namen und der wirklichen, objektiv messbaren Zeit gibt. Anders ausgedrückt: Die Zeitformen „Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „Zukunft“ haben nicht immer etwas mit der wirklichen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun.

So auch in diesem Fall: Das Perfekt (die Vorvergangenheit Vorgegenwart) kann ausdrücken, dass etwas in Zukunft abgeschlossen sein wird:

Wir bleiben hier, bis du gesund geworden bist.
Wir haben es bald geschafft.
Übermorgen habe ich alles wieder vergessen.

Es ist hier auch möglich, die ihrem Namen nach „passendere“ Zeit zu verwenden, nämlich das Futur II, das mit deutschem Namen „Vorzukunft“ heißt:

Wir bleiben hier, bis du gesund geworden sein wirst.
Wir werden es bald geschafft haben.
Übermorgen werde ich alles wieder vergessen haben.

Das ist aber nicht notwendig. Wenn bereits durch zum Beispiel bis, bald, übermorgen oder nächstes Jahr angegeben wird, dass es sich um etwas Zukünftiges handelt, kann man werden einfach weglassen. So effizient kann die deutsche Sprache sein!

Mehr zum Perfekt des Zukünftigen und anderes Wissenswertes zu den Zeitformen finden sie hier.

2 Gedanken zu „Wenn Zeiten nicht ihrem Namen entsprechen: das Perfekt des Zukünftigen“

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