Bei prächtigstem Wetter unterwegs auf einer deutschen Autobahn; so viel Verkehr, dass man sich auch mit einem bescheideneren Untersatz auf die Überholspur wagen kann, ohne gleich von hinten weggedrückt zu werden; dann plötzlich: knall, schepper, knatter, dröhn! Es galt, das Überholmanöver trotz Schreckmoment abzuschließen, das plötzlich wie ein vorsintflutlicher, hoffnungslos überladener Laster bei 18,5 Prozent Steigung dröhnende Gefährt auf die glücklicherweise sogleich auftauchende Ausfahrt zu lotsen und bei der ersten besten Gelegenheit sicher am Straßenrand abzustellen.
Meine technische Kenntnis sagte mir gleich: „Das ist der Auspuff. So, wie das dröhnt und knattert, muss das der Auspuff sein.“ Da ich aber ein bisschen mehr von Grammatik als von Autos verstehe, haben wir doch den Pannendienst angerufen. Der nette junge Mann stellte dann fest, dass die Zündkerze des dritten Zylinders herausgesprungen war, wahrscheinlich weil jemand dem Gewinde Gewalt angetan hatte. „Zu fest angedreht.“ (Wenn Sie der Werkstattchef unserer Autogarage sind, dies lesen und noch nichts davon gehört haben: Wir werde uns noch bei Ihnen melden.) Aus verschiedenen Gründen – meine technischen Kenntnisse sind wirklich ziemlich beschränkt – kam eine Reparatur an Ort und Stelle nicht in Frage. Unser armes Auto musste abgeschleppt werden und steht nun ganz allein vor einer ihm völlig unbekannten deutschen Autowerkstätte.
So etwas passiert natürlich nicht direkt vor der Einfahrt einer Werkstätte, die gerade um Aufträge verlegen ist und die für den Fall, dass es etwas länger dauern sollte, einen gemütlichen Spaziergang von zu Hause entfernt liegt! Nein, es geschieht Hunderte von Kilometern weit weg an einem Sonntag, auf den ein arbeitsfreier Montag folgt (Tag der Deutschen Einheit) – und man hat zu viel Gepäck im Kofferraum, um einfach per Bus und Zug weiterzureisen. Ich will Sie nun nicht mit weiteren Details langweilen, die unter anderem mit Herumtelefonieren und Mietwagen zu tun haben. Wir sind jedenfalls mit großer Verspätung, aber heil und gesund am Ziel angelangt.
Damit ich hier nicht nur mein „Leid“ klage, sondern auch noch etwas Sprachliches zum Besten gebe, sei noch das Folgende erwähnt: Auch für Ausdrücke wie knall, schepper, brumm, knatter, dröhn, die ich u. a. von früher aus den Comicsheftchen kenne, gibt es (mindestens) ein Fachwort. Man nennt sie Inflektive, weil sie unflektiert, das heißt nicht gebeugt sind. Ihre Form entspricht dem reinen Verbstamm, den man erhält, wenn man bei der Grundform die Endung en resp. n weglässt: knallen, scheppern usw. Mehr dazu finden Sie hier.
Ein Gedanke zu „Knall, schepper, knatter, dröhn“
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