Die erste Weihnachtsbeleuchtung hängt bereits. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen! Passend dazu die folgende Frage, die sich allerdings auf Geschenke aller Art bezieht:
Frage
Ich wollte ein paar Sätze zu einem erhaltenen Geschenk schreiben und bin bei der Suche nach einer geeigneten Formulierung auf folgendes „Problem“ gestoßen. Wenn ich von „unserem Geschenk“ spreche, so ist doch damit eher das Geschenk von uns für jemand anderen gemeint und weniger das Geschenk für uns, also eines, das wir erhalten haben. Oder anders ausgedrückt unser Geschenk ist (zumindest nach dem Schenkvorgang) nicht unseres. Oder verhält es sich doch ganz anders? Gibt es evtl. einen anderen Ausdruck, der zu einer eindeutigeren Formulierung führt?
Antwort
Guten Tag P.,
mit unser Geschenk ist meist unser Geschenk für jemanden gemeint. Es bleibt auch dann unser Geschenk, wenn der Schenkvorgang abgeschlossen ist. Nur die verschenkte Flasche, CD oder iPad-Hülle ist nach dem Schenkvorgang nicht mehr von uns in unserem Besitz. Besitzanzeigende Wörter wie unser geben ein „Besitzverhältnis“ im weitesten Sinne an. Das Wort Geschenk bezieht sich hier gewissermaßen auf den Vorgang und die Absicht, die von uns ausgehen. Vorgang und Absicht bleiben dieselben, nur das Verschenkte wechselt den Besitzer. Sie können sich also gut wie folgt für ein Geschenk bedanken, das Sie erhalten haben: „Vielen Dank für euer Geschenk!“
Es wird allerdings komplizierter! Trotz allem, was bis jetzt gesagt wurde, nennen gelegentlich auch die Beschenkten das Geschenkte unser Geschenk. Dann geht es nicht mehr um Vorgänge und Absichten, sondern um das Haben, das Besitzen im wörtlichen Sinne. So drücken sich zum Beispiel zwei Geschwister grammatikalisch völlig korrekt aus, wenn sie sich unter dem Weihnachtsbaum streiten: „Das ist mein Geschenk, nicht deins!“ Damit wollen die lieben Kleinen in der Regel deutlich sagen, dass sie das mein Geschenk genannte Geschenk erhalten haben.
Sowohl die Schenkenden als auch die Beschenkten können also von unser Geschenk reden. Normalerweise ergibt sich dabei aus dem Kontext, was gemeint ist. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, kann die Schenkrichtung zum Beispiel mit Hilfe von für und von angegeben werden:
Gefällt dir unser Geschenk?
Gefällt dir unser/das Geschenk für deine Mutter?
Gefällt dir unser/das Geschenk von deiner Mutter?
Doch wie gesagt, außer vielleicht dann, wenn mehrere Geschenke für mehrere Personen unter einem Weihnachtsbaum liegen, ist in der Regel klar, um wessen Geschenk es sich bei etwas Geschenktem handelt, ganz gleich ob nun unser, euer oder das vor Geschenk steht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Dieses Problem hatte sich mir auch schon gestellt. Eine ausschweifendere oder auch detaillierte Beschreibung mit “von” oder “für” brachte aber stets die Lösung.
Ich habe hier aber eine Anmerkung zu machen: Im Text findet sich der Satz “Nur die verschenkte Flasche, CD oder iPad-Hülle ist nach dem Schenkvorgang nicht mehr von uns.” Ich denke, dass die verschenkte Flasche immer noch “von uns” ist, sie ist aber nicht mehr “unsere”. Letztlich spiegelt mein Anstoß an Ihrer Formulierung doch sehr passend das aufgetretene Problem an sich wider…
Vielen Dank, Claus, für diesen treffenden Hinweis! Die Formulierung “von uns” ist als alternative Formulierung für “in unserem Besitz” in diesem Zusammenhang tatsächlich noch schlechter gewählt als sonst, weil sie hier eher das Gegenteil dessen ausdrückt, was ich eigentlich sagen will. Ich habe den Text entsprechend angepasst.