Von geschlossenen und zuen Schuhen

Wer zurzeit nicht in den Bergen im Schnee versinkt, hört in tieferen Gefilden meist sumpfig-schmatzende Geräusche unter den Sohlen, wenn er zu Fuß abseits asphaltierter oder anderweitig befestigter Straßen unterwegs ist. Bei den gegenwärtigen Schnee- und Regenmengen ist von Sandalen und anderem offenem Schuhwerk dringend abzuraten. Die zu diesem Thema passende, nicht allzu neue Frage:

Frage

Wenn man von geschlossenem Schuhwerk spricht, wie schreibt man dann „zuhe“ Schuhe?

Antwort

Sehr geehrter Herr R.,

wenn man von geschlossenen Schuhen redet und das Wort zu verwendet, schreibt man zue Schuhe oder zune Schuhe. Diese Verwendung von zu als vorangestelltes Adjektiv ist allerdings rein umgangssprachlich. Sie gilt standardsprachlich sogar als falsch. Standardsprachlich spricht und schreibt man nur von geschlossenen Schuhen. Auch zu(n)e Türen, ein am Sonntag zu(n)es Restaurant oder eine noch zu(n)e Kaugummipackung trifft man in der Standardsprache nicht so an, sondern als geschlossene Türen, ein am Sonntag geschlossenes Restaurant oder eine noch ungeöffnete Kaugummipackung.

Dasselbe gilt übrigens auch für das Gegenteil von zu. Weder ein aufes Fenster noch aufe Schuhe sind im Standardeutschen akzeptiert. Wenn es zieht und man an die Füße friert, liegt das standardsprachlich an einem offenstehenden Fenster und offenen Schuhen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

4 Gedanken zu „Von geschlossenen und zuen Schuhen“

  1. Was noch interessant zu wissen wäre, ist, wie es dazu gekommen ist, dass die Präpositionen “auf” und “zu” als Adjektive synonymisch für “offen” und “geschlossen” verwendet werden. Hat das vielleicht etwas mit “auf-” und “zuschließen” zu tun?

  2. Auf-schließen, -stellen, -klappen, -halten, -drehen, -drücken, … All dies (und wohl mehr) überführt entsprechende Gegenstände in einen geöffneten Zustand. Ich denke auch, daß dort ein Zusammenhang mit auf/zu besteht.

  3. Sie sind auf der richtigen Spur. Die Wörtchen auf und zu im Sinne von offen/geöffnet und geschlossen gelten als Verkürzungen von zum Beispiel aufgemacht, aufgeschlossen resp. zugemacht, zugeschlossen:

    Die Tür ist zu(geschlossen).
    Der Laden ist auf(gemacht).

    Formulierungen wie Die Tür ist zu und Der Laden ist auf gehören stilistisch übrigens eher zur Umgangssprache, aber dieser prädikative Gebrauch gilt im Gegensatz zum oben im Beitrag genannten attributiven Gebrauch (zue Türe, aufer Laden) nicht als falsch.

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