Heute begegnete mir das Wort – und glücklicherweise nur das Wort – Meuchelmörder. Ein Meuchelmörder ist jemand, der einen anderen Menschen heimlich und hinterhältig ums Leben bringt. Begeht eine Frau eine solchen Meuchelmord, ist sie eine Meuchelmörderin. Dies sind Wörter, die man nicht sehr oft hört und liest – meist in einem auf die Vergangenheit bezogenen Zusammenhang, in dem es um historische Figuren geht, die ihr Leben durch die Hand eines Meuchelmörders oder einer Meuchelmörderin verloren. Manchmal sind sie eher scherzhaft gemeint, zum Beispiel in der Schlagzeile „Gericht sühnt Meuchelmord an Frosch Knötti.“
Noch seltener begegnet man dem ersten Wortteil, dem Verb meucheln, und seinen Ableitungen: Wenn Sie lesen, dass ein Bösewicht sich in meuchlerischer Absicht näherte oder jemand meuchlings ermordet wurde, ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Sie eine Passage aus einem historischen Roman des Kalibers „Die drei Musketiere“ oder „Angélique“ vor sich haben. Heute wird meistens nicht gemeuchelt, sondern heimtückisch gemordet. Das Resultat ist allerdings dasselbe. Entsprechend ist die Frage der Wortwahl den Ermordeten wahrscheinlich ziemlich gleichgültig.
Das Verb meucheln bedeutete früher allgemeiner heimlich, heimtückisch handeln und geht auf ein älteres Wort muchon zurück, das (sich) verbergen, verstecken und noch früher u. a. heimlich lauern bedeutete. Mit Meuchel- beginnende Wörter gab es früher viel mehr. Ein paar schöne Beispiele aus dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm:
Meuchelhund = Schimpfwort für einen heimtückischen Menschen
Meuchellist = heimtückische List
Meuchellüge = heimtückische Lüge
Meuchelrotte = Bande von Meuchelmördern
Meuchelschwert = zum Meuchelmord dienendes Schwert
Mein Favorit (als Wort, nicht als Tätigkeit!):
Meuchelbrennerei = heimtückische Brandstiftung
Meuchel- ist also häufig durch Wendungen mit heimtückisch ersetzt worden. Immer noch springlebendig ist aber ein vielleicht mit meucheln verwandtes, eher umgangssprachliches Wort: mogeln. Auch wenn nicht mehr gemeuchelt wird, gemogelt wird noch immer.
Der Schriftsteller Philipp von Zesen ersann im 17. Jahrhundert auch noch das Wort “Meuchelpuffer” als Eindeutschung von “Pistole”, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.
Den guten alten Meuchelpuffer hatte ich ganz vergessen. Mehr zum Thema Meuchel- sowie zum Meuchelpuffer und seiner Geschichte finden Sie im Lexikographieblog.