Frage
„Als Konrad Lang zurückkam, stand alles in Flammen, außer dem Holz im Kamin.“ So beginnt der Roman „Small World“ von Martin Suter. Gerühmt wird dabei allenthalben der eben zitierte Eingangssatz. Ich bin dabei ein paar Male hängengeblieben. Ist das nun richtig mit dem Dativ? […] Gefühlsmäßig hätte ich den Genitiv angewendet. […] Hat das vielleicht damit zu tun, dass Suter Schweizer ist? Es tauchen im Buch eine Reihe von Schweizer Ausdrücken auf, wie z. B. Serviertochter für Kellnerin, Randen für rote Bete etc.
Antwort
Sehr geehrter Herr S.,
Serviertocher und Randen sind eindeutig schweizerische Wörter, das erste eher etwas antiquiert, das zweite so lebendig wie gesund. Der Dativ nach außer hingegen ist kein Helvetismus. Den Genitiv verwendet man nach außer nämlich nur in festen Wendung:
außer Landes
außer Hauses
Sonst steht nach der Präposition außer in der Regel der Dativ:
Niemand war im Haus außer mir selbst.
Wir brauchen außer einem Liter Milch auch etwas Butter und Käse.
am Ende jedes Monats außer dem letzten
Deshalb schreibt Martin Suter ganz korrekt (also ohne den Tod des Genitivs zu fördern): außer dem Holz.
Das ist aber nicht alles: Man kann außer auch als Konjunktion verwenden. Die ihm folgende Wortgruppe steht dann im gleichen Fall wie das Wort, auf das sie sich bezieht:
Alles stand in Flammen, außer das Holz im Kamin.
Niemand war im Haus außer ich selbst.
Wir brauchen außer einen Liter Milch auch etwas Butter und Käse.
am Ende jedes Monats außer des letzten.
Hier steht also
– das Holz im Nominativ wie alles,
– ich selbst im Nominativ wie niemand,
– einen Liter Milch im Akkusativ wie etwas Butter und Käse,
– des letzten im Genitiv wie jedes Monats.
Vgl. die Angaben zu außer in der LEO-Grammatik.
Die mit außer eingeleitete Wortgruppe kann übrigens durch Kommas abgetrennt werden, wenn sie besonders hervorgehoben werden soll. Dies ist bei Suters einleitendem Satz der Fall. Das Komma vor außer deutet hier eine kleine Pause an, die den Überraschungseffekt schön unterstützt:
„Als Konrad Lang zurückkam, stand alles in Flammen, außer dem Holz im Kamin.“
[Martin Suter, Small World, Diogenes, Zürich, 1997]
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Gerade wurde ich von einem bekannten zugerechtgewiesen für den Satz “Irgendwie studieren alle außer ich Mathe.” Ich habe ihn dann auf diese Seite verwiesen, woraufhin er mich wiederum auf den Duden verwiesen hat… und tatsächlich, da steht nichts von außer als Konjunktion. Auf welche Quelle greifen Sie denn zurück?
Ich greife auf verschiedene Quellen zurück [Anm. d. Red: veralteter Link entfernt]. Da ich weiß, dass für manche etwas nur dann richtiges Deutsch ist, wenn es im Duden steht, sollte es genügen, wenn ich an dieser Stelle auf die folgenden Zitate verweise:
Im Rechtschreibduden findet man diese Information übrigens nicht. Dort geht es um Rechtschreibung, nicht um Grammatik. Grammatische Informationen sollte man in einem größeren Wörterbuch oder am besten in einer Grammatik nachschlagen (z.B. hier …).