Frage
Ich habe eine Frage zu folgendem Satz: „Man könne sehen, in welcher Weise alles miteinander verbunden ist.“ Wie muss man sich das r in „in welcher Weise“ erklären? Man schreibt doch „auf diese Weise“ und nicht „auf dieser Weise“.
Antwort
Sehr geehrter Herr M.,
eine schöne, rundum schließende Erklärung für den Unterschied zwischen in dieser Weise und auf diese Weise muss ich Ihnen schuldig bleiben. Das r in dieser gehört zur weiblichen Dativendung er. Nach in steht dieser Weise im Dativ und nach auf steht diese Weise im Akkusativ:
auf diese Weise; auf welche Weise; auf meine Weise; auf eine bestimmte Weise; auf keine andere Weise
in dieser Weise; in welcher Weise; in meiner Weise; in einer bestimmten Weise; in keiner anderen Weise
Das erklärt aber noch nicht viel. Schließlich können sowohl in also auch auf mit dem Dativ oder dem Akkusativ stehen. Es sind sogenannte Wechselpräpositionen. Bei einer Richtungsangabe (wohin?) stehen sie mit dem Akkusativ, bei einer statischen Ortsangabe (wo?) mit dem Dativ:
Sie steigt auf den Berg. – Sie wohnt auf dem Berg.
Sie steigt in den Wagen. – Sie sitzt im Wagen.
Bei Ihrer Frage geht es aber nicht um eine konkrete räumliche Verwendung von in und auf. Warum man bei nicht räumlicher Verwendung einer Wechselpräposition einen bestimmten Fall wählt, ist oft nicht oder nicht einfach zu erklären.
Nach auf steht bei einer nicht räumlichen Verwendung meistens der Akkusativ (auf keinen Fall, auf den Cent genau; siehe hier). Dies gilt auch für auf eine bestimmte Weise.
Nach in steht bei nicht räumlicher und nicht zeitlicher Verwendung der Akkusativ, wenn die Bedeutung „dynamisch“ ist (ins Gespräch kommen, in einen Frosch verwandeln), und der Dativ, wenn die Bedeutung „statisch“ ist (im Gespräch sein, im Notfall; siehe hier). In übertragenem Sinne tut man etwas nicht in eine bestimmte Weise hinein, sondern innerhalb einer bestimmten Weise. Deshalb sagt man in einer bestimmen Weise.
Bei der Wechselpräposition in hat der Unterschied zwischen statisch und dynamisch also bei nicht räumlicher Verwendung einen größeren Einfluss auf die Wahl des Falles als bei auf.
Warum dies so ist, weiß ich nicht. Das bisher Gesagte taugt noch nicht einmal als strenge Regel. Schwierig ist hier nämlich, dass es keine genaue Grenze zwischen räumlicher und nicht räumlicher Verwendung gibt. In den folgenden Redewendungen ist das räumliche Bild nämlich noch so gut erkennbar, dass auch nach auf der Unterschied zwischen dynamisch und statisch durch den Kasus angegeben wird:
auf großem Fuß leben
jemanden auf die Folter spannen
Deutschlernenden bleibt also nichts anderes übrig, als sich dies mühsam zu erarbeiten. Muttersprachige sollten sich entsprechend darüber freuen, dass ihnen meist nicht einmal auffällt, dass hier etwas schwierig sein könnte.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
“Bei einer Richtungsangabe (wohin?) stehen sie mit dem Dativ, bei einer statischen Ortsangabe (wo?) mit dem Akkusativ”
Ein Widerspruch zum restlichen Text…?
Hier sind mir beim Schreiben die Fälle durcheinandergekommen. Es muss natürlich heißen: “Bei einer Richtungsangabe (wohin?) stehen sie mit dem Akkusativ, bei einer statischen Ortsangabe (wo?) mit dem Dativ.? Das passt auch viel besser zu den Beispielen. Ich habe die Stelle entsprechend korrigiert. Vielen Dank für den Hinweis!
Man fragt “Geht das auf diese Weise (Akk)” aber auch “Geht das auf diesem Wege (Dat)”. Gibt es einen Bedeutungsunterschied zwischen der Formulierungen? Warum auf+Akk (wohin) vs. auf+Dat (wo)?
Die beiden Ausdrucksweisen haben eine ähnliche Bedeutung. Sie können oft gegeneinander ausgetauscht werden.
Bei auf diese Weise handelt es sich um eine nicht räumliche Verwendung von auf. Weise ist keine Ortsangabe. Bei nicht räumlicher Verwendung (weder wo? noch wohin?) steht nach auf meist der Akkusativ.
Bei auf diesem Weg handelt es sich um eine im bildlichen Sinne verwendete Ortsangabe (wörtlich: Kommt man auf diesem Weg nach Oberstdorf? – bildlich: Kommt man auf diesem Weg zum gewünschten Resultat). Bei der bildlichen Verwendung von räumlichen Angaben steht in der Regel der gleiche Fall wie bei deren wörtlicher Verwendung.
warum sagen wir(vielen Dank) aber (viel Erfolg und Viel Spass)?
@ Dirk: Eine Antwort auf diese Frage finden Sie hier.
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