Frage
Mich würde mal interessieren, ob der E-Book-Reader „Kindle“ den Artikel „der“ oder „das“ hat – oder besser gesagt in Zukunft bekommen wird.
Antwort
Sehr geehrter Herr K.,
diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Verwendet werden zurzeit sowohl der Kindle als auch das Kindle. Die männliche Form orientiert sich wohl an der E-Book-Reader, die sächliche Form wahrscheinlich an das Lesegerät. Die männliche Form scheint häufiger vorzukommen, doch genaue und zuverlässige Zahlen stehen mir leider nicht zu Verfügung.
Welche Form in Zukunft einmal „gewinnt“, ist nicht vorherzusagen. Der allgemeine Sprachgebrauch wird dies bestimmen. Nach den Regeln des Deutschen sind nämlich beide Formen gut vertretbar. Es ist deshalb alles andere als unwahrscheinlich, dass der Kindle und das Kindle nebeneinander bestehen bleiben werden.
Solche Schwankungen beim Wortgeschlecht kommen ja auch in anderen Fällen vor. Beispiele sind der Blog und das Blog, der Place de la Concorde und die Place de la Concorde sowie – der bekannte Streitfall an deutschen Frühstückstischen – die Nutella oder das Nutella. Für moderne Kaffeetrinker und -trinkerinnen schon ein ziemlich alter Hut, aber dennoch eher neueren Datums ist der schwankende Genusgebrauch im folgenden Fall: der Latte macchiato und die Latte macchiato (männlich wie das italienische il latte; weiblich wie die deutsche Übersetzung die Milch).
Zur Frage, wer in solchen Fällen recht hat, sind schon viele Tasten abgewetzt worden. Das ist meiner Meinung nach wenig sinnvoll, denn meist gibt es für beide Varianten eine grammatisch vertretbare, plausible Erklärung. Des etwas lang geratenen Textes kurzer Sinn: Sowohl der Kindle als auch das Kindle ist richtig. Sie können also
die Latte macchiato neben den Kindle
die Latte macchiato neben das Kindle
den Latte macchiato neben den Kindle
den Latte macchiato neben das Kindle
stellen, ohne einen Fehler zu machen. Ein wirklicher Fehler wäre es nur, das Latte-macchiato-Glas dann umzustoßen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Spätestens seit dem Kindle-Fire könnte man das auch noch von “Tablett” ableiten.
Richtig! Wenn es ein Wettkampf wäre, stünde es jetzt 2:1 für das.
>>Ein wirklicher Fehler wäre es nur, das Latte-macchiato-Glas dann umzustoßen.
Haha! Wunderbar.
Stelle ich nachher als Linktipp bei mir ein.
– Es ist mir immer ein Vergnügen, Ihre Tipps zu lesen.
Viele Grüße
Gitte Härter
Ich könnte mir vorstellen, dass sich die sächliche Form weniger an “das Lesegerät” orientiert, sondern eher an der Endung -le, die besonders im Süddeutschen oft auf eine (sächliche) Verkleinerungsform hinweist. So etwa auch in “das Ländle”.
Das ist auch eine Möglichkeit, aber für ein sauberes 3:1 reicht es meiner Meinung nach nicht. Ich glaube nämlich nicht, dass dieses -le auf der Ebene von Produktnamen und -bezeichnungen noch morphologisch analysiert wird, das heißt, dass Kindle noch als Verkleinerungsform empfunden wird. Das ist aber reinstes “Bauchgefühl”, beweisen kann ich nichts. Es mag hier auch regionale Unterschiede zwischen Südwestdeutschland und dem Rest des deutschen Sprachgebietes geben.
Dochdoch, 3:1 😉
Als Südpfälzer wird das Amazon-Kindle genauso ausgesprochen wie ein hochdeutsches Kindchen (das Kindel), und anfangs hab ich sogar gedacht, dass der Produktname daher kommt, dass es so klein wie ein Kindel ist. (Wir Pfälzer sind’s übrigens gewohnt, dass unser -el z.B. im Schwäbischen ein -le ist.^^)
Von der Aussprache her ist das Kindle also homophon zu einem pfälzischen Diminutiv und vom Schriftbild her ist das Kindle homograph zu einem schwäbischen Diminutiv.
Also: Das
Ich bin für “der Kindle”, wie der E-Book-Reader.
Wir sagen ja auch der Audi, obwohl es das Auto heißt.
@Blanca: …der Audi.
Noch krasser: “Der Mercedes” (obwohl Mercedes ein sehr schöner spanischer Frauenname ist).
😉 Christian