Wieder einmal eines meiner „Lieblingsthemen“: wegen. Auf dem korrekten Umgang mit diesem Wort ist von gewissen Sprachpflegern so sehr herumgeritten worden, dass ein Teil der Deutschschreibenden akut verkrampft, wenn der geforderte Genitiv einmal nicht passen will.
Frage
Im Vertragsrecht geht es oft um die Rechte Dritter. Wie würde man eine Kausalität mit „wegen“ formulieren?
wegen Rechte Dritter …(6450)
wegen Rechten Dritter …(428)
wegen Rechter Dritter …(198)
Die Zahlen entsprechen der Trefferzahl bei Google.
Antwort
Sehr geehrter Herr H.,
richtig ist:
wegen Rechten Dritter
Das Wörtchen wegen hat es in sich – vor allem dann, wenn man den strengen Grammatikern folgt. Im Prinzip steht standardsprachlich nach wegen der Genitiv. Der Dativ gilt bei vielen als falsch. ABER: Wenn im Plural der Genitiv nicht ersichtlich ist, verwendet man auch standardsprachlich den Dativ. Der Genitiv ist im Plural dann nicht ersichtlich, wenn das Wort oder die Wortgruppe im Genitiv gleich aussieht wie im Nominativ. Ein Beispiel:
wegen der Probleme mit der Steuerung (vgl. Nominativ = die Probleme)
wegen gewisser Probleme mit der Steuerung (vgl. Nominativ = gewisse Probleme)aber nicht: wegen Probleme mit der Steuerung; (vgl. Nominativ = Probleme)
sondern: wegen Problemen mit der Steuerung
Das ist auch hier der Fall:
Nominativ: (die) Rechte Dritter
Genitiv: (der) Rechte Dritter
Dativ: (den) Rechten Dritter
Ohne Artikel sieht der Genitiv wie der Nominativ aus. Man muss hier also auf den Dativ ausweichen. Standardsprachlich korrekt heißt es somit:
wegen Rechten Dritter
Dass viele wegen Rechte Dritter schreiben (und einige sogar wegen Rechter Dritter!), liegt vielleicht daran, dass uns zum Teil sehr nachdrücklich gelehrt wird, dass nach wegen der Genitiv und nicht der Dativ zu stehen hat. Das ist aber, wie wir gesehen haben, auch standardsprachlich nicht ganz immer der Fall (vgl. hier).
Ich würde übrigens auch in Vertragstexten wo möglich eine etwas natürlicher klingende Formulierung wie die folgende empfehlen:
wegen der Rechte Dritter
Sie hat sogar den schönen Nebeneffekt, dass sie den Genitiv nach wegen „rettet“.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp