Frage
Das Adverb „öfters“ wird einem des Öfteren angekreidet, und zwar mit der Begründung, es sei eine unzulässige Steigerung von „oft“. So weit so gut. In „Joseph und seine Brüder“ verwendet Thomas Mann ausschließlich „öfters“, nie „öfter“. […] Das DWDS sagt im Gegensatz zum Duden nicht, dass „öfters“ umgangssprachlich bzw. landschaftlich sei. Wie halte ich das Ganze nun? Ist „öfters“ eine unlogische Steigerung und spricht gegen die Logik des Schreibers? (Wobei das bei T. Mann vielleicht sehr zweifelhaft ist.)
Antwort
Sehr geehrter Herr K.,
das Wörtchen öfters ist ein Besserwisserwort, das heißt ein Wort, das Besserwisser anderen immer wieder gerne rot anstreichen. „Das Wort öfters gibt es nicht / ist falsch / sollte nicht verwendet weden“, wird gesagt. Mit der Bedeutung des Öfteren, mehrmals, ab und zu ist es aber recht gebräuchlich, auch in der Literatur, wie Sie selbst ja festgestellt haben. Im DWDS und im Deutschen Wörterbuch von Wahrig stehen keine Angaben dazu, dass es landschaftlich sei. Auch im Grimm-Wörterbuch kommt es vor, sogar mit einer Erklärung seiner Entstehung.
Weshalb soll man es dann trotzdem nicht benutzen? Die Leute, die ich etwas gar streng als Besserwisser bezeichne, berufen sich dabei auf den Duden. Aus irgendeinem Grund hat die Dudenredaktion beschlossen, öfters mit dem Prädikat „landschaftlich“ auszuzeichnen. Das hat automatisch zur Folge, dass es Leute gibt, die behaupten, es sei falsch das Wort öfters zu verwenden. Im Duden „Richtiges und gutes Deutsch“ wird aber bereits nuanciert:
Von den beiden Adverbformen wird heute öfter bevorzugt. Die Form öfters kommt häufig in der Umgangssprache vor; in Österreich ist sie allgemein üblich.
© Duden – Richtiges und gutes Deutsch, 7. Aufl. Mannheim 2011 [CD-ROM]
Das Wörtchen öfters wird hier nicht als landschaftlich, sondern als umgangssprachlich qualifiziert. Warum das so ist und weshalb die Form öfter heute bevorzugt werden soll, weiß ich nicht. Ich habe nämlich den Eindruck, dass mir die Form öfters ziemlich oft begegnet, auch in als standardsprachlich einzustufenden Texten und bestimmt nicht nur in Österreich.
Eine völlig unfundierte, auf keinerlei Nachforschung beruhende Vermutung sagt mir, dass die von Duden konstatierte heutige Bevorzugung von öfter (wenn es sie denn gibt) vor allem darauf zurückgeführt werden kann, dass in den Duden-Wörterbüchern steht, öfters sei landschaftlich. Die negativen Kommentare über öfters, die ich im Internet gelesen habe, berufen sich nämlich praktisch ausnahmslos auf die Angaben von Duden. Ist öfters tatsächlich landschaftlich/umgangssprachlich oder ist es von Duden dazu gemacht worden? Ich vermute Letzteres.
Das Wörtchen öfters ist kein eigentlicher Komparativ mehr (öfters als ist tatsächlich nicht zu empfehlen), sondern ein Adverb mit einer eigenen Bedeutung. Die Grundfrage lautet also nicht, ob öfters richtig oder falsch ist, sondern ob man diese Variante des Adverbs öfter auch standardsprachlich verwenden kann. Duden sagt „eher nicht“, DWDS gibt keine Anwendungsbeschränkungen an. Auch meiner Meinung nach kann man öfters problemlos verwenden, nicht nur in Österreich. Wie so oft bei solchen Fragen gilt allerdings, dass man sich nicht wundern sollte, wenn man öfters von jemandem wegen der Verwendung von öfters korrigiert wird. Vorsichtige Leute verwenden deshalb heute vielleicht tatsächlich besser nur öfter.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Wenn „öfters“ eine unzulässige Steigerung sein soll, frage ich mich sofort, warum dann „des Öfteren“ eine zulässige Steigerung ist.
Das hängt davon ab, was genau mit „unzulässiger Steigerungsform“ gemeint ist. Wenn damit öfters gemeint ist, ist die Kritik nicht unberechtig. Das Wort öfters ist nämlich keine eigentliche Steigerungsform, sonder ein mit dem Suffix s von der Steigerungsform öfter abgeleitetes Adverb. Es ist nicht die Komparativform von oft, sondern ein eigenständiges Adverb mit eigener Bedeutung. Es ist deshalb nicht zu empfehlen, in Vergleichen öfters als zu verwenden (Nicht: Das geschieht *öfters, als ich gedacht hätte). Wenn aber gemeint ist, dass man oft nicht steigern dürfe, ist die Kritik zu streng. Die meisten Adverbien können nicht gesteigert werden, aber es gibt – wie könnte es auch anders sein – auch Ausnahmen. Zu diesen Ausnahmen gehört die Komparativform öfter (siehe hier).
Im (amtlichen) „Österreichischen Wörterbuch“, das — wie ich gerade im entsprechenden Wikipedia-Artikel gelesen habe — auch in Südtirol Verwendung finde, steht das Stichwort „öfters“ tatsächlich ohne jede Einschränkung.
Bedeutet „öfters“ nicht ganz einfach und korrekt „des öfteren“, genau wie „weiters“ „des weiteren“ bedeutet? Bin etwas überrascht, das hier nicht gelesen zu haben. Trügt mich mein Bauchgefühl?
(Vielleicht heißt es jetzt „des Öfteren“, also groß geschrieben. Vielleicht auch nicht, bin jetzt zu bequem nachzuschauen. Die Reform hat mir das Schreiben eher erschwert als erleichtert …)
@Stefan: Wenn Sie den Artikel lesen, finden Sie genau diese Bedeutung von öfters im zweiten Satz: »Mit der Bedeutung des Öfteren, mehrmals, ab und zu ist es aber recht gebräuchlich, auch in der Literatur […]« Die ganze Diskussion geht dann darum, ob öfters mit dieser Bedeutung landschaftlich ist oder nicht. In Österreich ist es – wie weiters – eine akzeptierte Form. Im restlichen deutschen Sprachgebiet ist es umstritten.
pappalapap – so eine krümelkackerei. ich kann sehr gut mit der eutschen Sprahce umgehen und sage eben manchmal „öfter“ oder auch , je nach Launa, „öfters“. Zugegeben, nicht ganz korrekt.
ciao
@Eigenfeld:
Vielen Dank für die nette Reaktion. Wenn Sie den Artikel wirklich lesen, sollten Sie feststellen, dass ich Ihrer Meinung bin: öfters ist nicht falsch. Im Gegensatz zu Ihnen finde ich sogar, dass öfters auch standardsprachlich als korrekt anzusehen ist.