Die Wörter des Jahres 2012

Fast alle haben darüber berichtet. Ich kann es deshalb auch nicht unerwähnt lassen, obwohl mir die Wahl des Wortes des Jahres eigentlich wenig sagt. Nun denn:

Gestern hat die Gesellschaft für deutsche Sprache das deutsche Wort des Jahres 2012 bekanntgegeben:

Rettungsroutine

Auf große Begeisterung stößt die Wahl dieses Wortes allerdings nicht. Es scheint in der deutschen Sprachrealiät kaum verwendet zu werden. Die GfdS schreibt auf ihren Seiten dann auch vorsichtig: „Es geht nicht um Worthäufigkeiten.“ Mehr dazu finden Sie zum Beispiel im Spiegel, in der FAZ, im Sprachlog oder im Lexikographieblog.

Das Jugendwort des Jahres ist für Deutschland schon etwas länger bekannt:

YOLO (You only live once; Nutze die Gelegenheit!).

Mehr dazu hier und hier. Das Unwort des Jahres muss in Deutschland noch gewählt werden.

Einen etwas größeren Unterhaltungswert haben die österreichischen Wörter des Jahres 2012, die bereits am Nikolaustag bekannt geworden sind:

1. Rettungsgasse
2. Schulschwänzbeauftragter
3. präfrustriert

Die Unwörter des Jahres sind:

1. Unschuldsvermuteter
2. Pleitegriechen
3. Anfütterungsverbot

Zum Jugendwort wurde gekürt:

leider geil

Am besten gefällt mir der österreichische Ausspruch des Jahres 2012, nämlich die Aussage der Grünen-Abgeordneten Gabriela Moser, die anlässlich ihres Rücktritts, wenn man es denn so nennen darf, sagte:

Ich trete nicht zurück, ich mache den Weg frei.

Diese gesichtsverlustbeschränkenden Worte verdienen von mir aus tatsächlich einen Schönheitspreis. Mehr zur österreichischen Wahl finden Sie zum Beispiel hier und hier.

Ebenfalls bereits am 6. Dezember wurde das schweizerische Wort des Jahres 2012 bekanntgegeben:

Shitstorm

Das Wort  war übrigens bereits der Anglizismus des Jahres 2011 in Deutschland. In der Schweiz dauert es eben manchmal etwas länger als anderswo.

Vor allem Supermarktketten bemühen sich krampfhaft darum, ein möglichst „grünes“ und „nachhaltiges“ Image aufzubauen und gehen entsprechend den Konsumentinnen und Konsumenten mit dem Unwort des Jahres auf die Nerven:

Bio

Wäre das nicht auch ein Unwort-Kandidat für Deutschland?

Der Satz des Jahres ist weder deutsch noch englisch, sondern italienisch:

Vada a bordo, cazzo! (Gehen Sie an Bord, verdammt nochmal!)

Es sind die an den Kapitän der auf Grund gelaufenen Costa Concordia gerichteten Worte, als er sich weigerte auf sein Schiff zurückzukehren. (In diesem Zusammenhang kommt mir noch ein Kandidat für das [Un-]Wort des Jahres in den Sinn: Unglückskapitän.)

Interessant ist das Jugendwort des Jahres:

Shaz

Es ist weder aus dem Persischen übernommen noch ein Anglizismus, sondern nichts anders als eine SMS-geeignete Schreibweise des klassischen Kosewortes Schatz. Wir haben es hier mit einer ganz besonderen Art der „Fremdwortentlehnung“ zu tun: ein urdeutsches Wort, das nach fremdländischer Orthographie geschrieben wird.

Zum liechtensteinischen Wort des Jahres 2012 konnte ich noch keine Informationen finden.