Frage
Ich habe einen Text über Frottagen geschrieben und dabei erklärt, wie eine Frottage hergestellt wird. Bei meinen Recherchen stieß ich auf die Tätigkeit „Frottieren“ und hatte dieses Wort auch in meinen Text eingearbeitet. Bei weiteren Recherchen für eine Fortsetzung musste ich heute jedoch feststellen, dass im kreativen Bereich überwiegend vom „Frottagieren“ gesprochen wird. Laut Cannonet und laut Duden gibt es dieses Wort aber nicht. […] Ich schreibe Ihnen, weil das Wort „frottagieren“ so häufig im Internet zu finden ist und ich nicht weiß, ob es sich um ein Modewort handelt und ob ich dieses so einfach übernehmen darf. Was geschieht eigentlich mit neuen Wörtern, die sich im Laufe der Zeit durchsetzen?
Antwort
Sehr geehrte Frau S.,
das Verb frottagieren scheint ein Fachwort zu sein, das es (noch) nicht bis in die Wörterbücher geschafft hat. Es ist im Prinzip eine etwas seltsame Bildung, denn sein Basiswort, das Substantiv Frottage, ist eine (französische) Ableitung des Verbs frottieren. Es ist eher ungewöhnlich, ein neues Verb abzuleiten (frottagieren), anstatt auf das ursprüngliche Verb zurückzugreifen (frottieren). Es ist ein bisschen, wie wenn wir vom Substantiv Reibung ein neues Verb reibungeln oder reibungern ableiten würden, statt auf das Verb reiben zurückzugreifen. Im Bereich der Fremdwörter kommt dies aber hin und wieder vor, dann nämlich, wenn ein Bedeutungsunterschied zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Verb angegeben werden soll:
frottieren (reiben, abreiben)
→ Frottage
→ frottagieren (mit Frottagetechnik erzeugen/arbeiten)
Hier noch ein paar Beispiele:
dozieren → Doktor → doktorieren
fundieren → Fundament → fundamentieren
fungieren → Funktion → funktionieren
konzipieren → Konzeption → konzeptionieren
Gestützt wird die Wortbildung frottagieren vielleicht auch durch das Verb collagieren, das von Collage kommt. Ich kann nicht beurteilen, ob es sich um ein Modewort oder um eine in der Fachsprache gebräuchliche Bildung handelt. Ich finde „auf die Schnelle“ sowohl frottieren als auch frottagieren im Zusammenhang mit Frottage.
Wenn neue Wörter sich im Laufe der Zeit durchsetzen, werden sie in die Wörterbücher aufgenommen. Bei Fachwörtern wie diesem dauert es wahrscheinlich etwas länger als bei allgemeiner gebräuchlichen Wörtern – falls frottagieren sich tatsächlich einmal durchsetzt, wie dies zum Beispiel E-Mail, scannen, Tsunami, All-inclusive-Urlaub, Mobiltelefon u.v.a.m. schon gelungen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
“Trottagieren” scheint mir ein gutes, präzise beschreibends beschreibende Fachwort als Verb. Es ist dann unverwechselbar mit “frottieren”…