Das Thema Bindestriche und mehrteilige Namen beschäftigt viele immer wieder.
Frage
Rechtschreibung:
Pax Christi Leute oder Pax Christi-Leute
Pax Christi Bewegung oder Pax Christi-Bewegung
… mit oder ohne Bindestrich?
Antwort
Sehr geehrter Herr A.,
die korrekte Schreibweise verlangt sogar zwei Bindestriche:
Pax-Christi-Leute
die Pax-Christi-Bewegung
In Zusammensetzungen mit einer Wortgruppe setzt man zwischen alle Teile der Zusammensetzung einen Bindestrich (Regel). Zum Beispiel:
der Erste-Hilfe-Kurs
die Social-Media-Expertin
das Oben-ohne-Lokal (so nannte man früher eine »Topless Bar«)
die Berg-und-Tal-Bahn
die Mund-zu-Mund-Beatmung
Das gilt im Gegensatz zu dem, was viele meinen, auch für Zusammensetzungen mit mehrteiligen Personennamen und Namen von Firmen, Organisationen, Veranstaltungen usw. (Regel). Man darf, nein muss nach der Rechtschreibregelung auch mehrteilige Eigennamen durch Bindestriche „grafisch verändern“:
in einem Alfred-Hitchcock-Film
eine Niky-de-Saint-Phalle-Figur
das Mies-van-der-Rohe-Haus
Marilyn-Monroe-artig
ein Rolling-Stones-Album
der New-Orleans-Jazz
die Rio-de-la-Plata-Mündung
die Opus-Dei-Bewegung
die Academy-Award-Gewinnerin
die dritte Tour-de-France-Etappe
der Deutsche-Bank-Chef
das Microsoft-Word-Dokument (MS-Word-Dokument)
die Alfa-Romeo-Vertretung
die Coca-Cola-Werbung
Wir sind also in durchlaufenden Texten nicht dazu verpflichtet, die Leerschritte in Eigennamen und Logos zu respektieren, ganz egal ob sie nun deutschen oder fremdsprachigen Ursprungs sind. Sie schreiben also regelkonform nicht:
*in einem Alfred Hitchcock-Film
*das Microsoft Word-Dokument
*die Alfa Romeo-Vertretung
und auch nicht:
*in einem Alfred Hitchcock Film
*das Microsoft Word Dokument
*die Alfa Romeo Vertretung
*die Coca-Cola Werbung
Nun gibt es Leute, denen es ein Gräuel im Auge ist, gewohnte Schriftbilder und Logos durch Bindestriche zu verändern. Wenn Sie zu diesen Leuten gehören und trotzdem regelkonform schreiben möchten, bleibt immer noch die Möglichkeit, den Ausdruck umzugestalten. Beispiele:
in einem Film von Alfred Hitchcock
die dritte Etappe der Tour de France
die Gewinnerin des Academy Awards
der Chef der Deutschen Bank
Das ist aber – wie inzwischen wahrscheinlich zur Genüge gesagt – auch bei Eigennamen nicht notwendig.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
… und “Topless-Bar” wirklich ohne Bindestrich?
Nein, nur als Zitatwort mit Getrenntschreibung. Ohne Anführungszeichen müsste es Toplessbar oder Topless-Bar sein. Ich habe »Topless Bar« absichtlich in Anführungszeichen verwendet, weil Etablissemente dieser Art heute fast immer und fast überall so, das heißt englisch geschrieben werden. Diese Schreibung sollte einfach den Unterschied zwischen dem schon fast biedermännisch wirkenden Oben-ohne-Lokal und dem echten Sprachgebrauch unterstreichen.
Die “Coca Cola-Werbung” wäre schon deshalb falsch, weil sich Firma wie Getränk ohnehin mit Bindestrich schreiben: Coca-Cola.
Vielleicht sollte man Überschrift und Beispiel entsprechende anpassen.
Seufz, da habe ich mich schon wieder bei den Beispielen vertan. Die Gesamtaussage bleibt zum Glück unverändert. Überschrift und Beispiele sind angepasst. Vielen Dank für den Hinweis!
Auf der Internetseite der Deutschen Bahn steht: der German Rail Pass.
Ist diese Schreibung ohne Bindestriche falsch?
@Ekatarina:
Die Schreibweise ist richtig, weil sie ohnehin englisch ist.
Auf deutsch müsste das Ding German-Rail-Ausweis heißen, oder besser Deutsche-Bahn-Ausweis.
@Kuli: Vielen Dank!
Das dachte ich bislang auch. Aber laut diesem Blogeintrag schreibt sich “der New-Orleans-Jazz” auch mit Bindestrichen.
Kuli hat recht: German Rail Pass ist englisch. Es ist auch ein Produktname, für den die Rechtschreibregelung ohnehin nur bedingt gültig ist. (Außerdem ist German ein Adjektiv, dann gelten sowieso andere Regeln. Wenn man unbedingt »eindeutschen« möchte, müsste man German Railpass oder German Rail-Pass schreiben.) Die Bindestrichregelung, um die es im Artikel eigentlich geht, behandelt etwas anderes: Zusammensetzungen mit getrennt geschriebenen Wortgruppen, die Namen o. Ä. sind. Sie kommt erst dann zum Zug (sic!), wenn das Produkt German Rail Pass in einem Kompositum erscheint:
Das Beispiel New-Orleans-Jazz ist ein solches Kompositum. Die Musikrichtung heißt auf Deutsch Jazz und die Stadt wird im Deutschen New Orleans genannt. Jazz aus New Orleans wird deshalb auf Deutsch New-Orleans-Jazz genannt und geschrieben. Man kann aber auch problemlos die englische Bezeichnung für diese amerikanische Musikrichtung auf Englisch zitieren, dann schreibt man »New Orleans Jazz«. Eine klare Grenze zwischen einem fremdsprachigen Zitat und einem Lehnwort aus einer fremden Sprache gibt es nicht. So viel Freiheit gibt es auch bei der Rechtschreibung »nach Vorschrift«.
Okay, vielen Dank an Sie beide.
Gilt diese Regelung auch für Wortkombinationen, in denen bspw. “&” verwendet wird – wie in “Miles & More” (was allerdings auch eine Produktbezeichnung ist)? D.h. die Miles-&-More-Karte oder die Miles & More-Karte?
Hierzu hat die Rechtschreigregelung nicht mehr viel zu sagen. Bereits die Schreibung mit & ist nämlich nicht vorgesehen. Üblich ist hier oft die Schreibung mit schmalen Leerzeichen oder ohne Leerzeichen: Miles & More-Karte resp. Miles&More-Karte. Noch üblicher, aber gar nicht im Sinne der Rechtschreibregelung ist die Schreibung ohne Bindestriche: Miles & More Karte.
Danke. Man könnte evtl. das “&” ausschreiben: Miles-and-More-Karte. Damit würde man sich im eigenen Text auch etwas von Markensymbolik lösen. Gerade in diesem Fall ist jedoch der Wiedererkennungseffekt geringer, und möglicherweise wird das “&” nicht immer gleich ausgesprochen (und statt and, Miles-und-More-Karte).