Dunkle Materie und Dunkelmaterie

Frage

In Physikerkreisen gibt es die Auffassung, es sei besser von „Dunkelmaterie“ zu reden als von „Dunkler Materie“. „Dunkle Materie“ sei im Grunde eine Art ungeschickte Übersetzung von englisch „dark matter“, auf Deutsch müsse nämlich in solchen festen Konstruktionen das Adjektiv mit dem Bezugswort kombiniert werden, siehe „Dunkelwolke“ oder „Dunkelkammer“. Nun heißt es aber auch „Weißer Zwerg“, „Roter Riese“ und „helle Sauce“. Gibt es einen Bedeutungsunterschied zwischen beiden Formen, der erklären würde, wann die Regel (so sie denn existiert) zur Anwendung kommt?

Antwort

Sehr geehrter Herr D.,

es gibt keine Regel, nach der entschieden werden kann, ob es dunkle Materie oder Dunkelmaterie heißen muss. Das Einzige, was mit einiger Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass es sich bei Zusammensetzungen von einem Adjektiv und einem Nomen meist um einen festen Begriff handelt. Ein paar Beispiele:

Altbundeskanzler
Dunkelkammer
Fertigprodukt
Gebrauchtwagen
Hochbahn
Normalbenzin

Das Umgekehrte gilt aber nicht: Aus einem Adjektiv und einem Nomen bestehende feste Begriffe müssen nicht als Komposita zusammengeschrieben werden. Einige Beispiele haben Sie selbst schon aufgezählt, andere sind:

der graue Star
das schwarze Schaf,
der goldene Schnitt
Rote Beete
die schwache Deklination
die doppelte Buchführung
die eustachische Röhre
das sekundäre Bewusstsein
das schwarze Loch

Manchmal sind ohne wesentliche Bedeutungsunterschiede beide Formulierungen üblich:

ein direkter Flug –  ein Direktflug
feste Kosten  – Festkosten
der hohe Adel – der Hochadel
die Kommunalwahlen – die kommunalen Wahlen

Der  Ausdruck dunkle Materie ist auch keine grundsätzlich falsche oder „ungeschickte“ Übersetzung aus dem Englischen. Englische Adjektiv-Nomen-Verbindungen können im Prinzip immer auf zwei Arten ins Deutsche übertragen werden. Im Englischen werden Wortgruppen und Komposita, die sich aus einem Adjektiv und einem Nomen zusammensetzen, in der Regel gleich geschrieben: Man schreibt getrennt und das Adjektiv ist zwangsläufig ungebeugt:

Wortgruppe: direkter Flug = direct flight
Kompositum: Direktflug = direct flight

Anhand der Form der englischen Bezeichnung lässt sich also nicht entscheiden, ob im Deutschen eine Wortgruppe oder ein Kompositum vorliegt.

Entscheidend ist also keine grammatische oder orthografische Regel, sondern der Gebrauch. Das englische dark matter wird im Deutschen allgemein als dunkle Materie bezeichnet (fachsprachlich oft auch Dunkle Materie geschrieben, siehe hier). Da dies, wie gesagt, gegen keine Regel verstößt, gibt es keinen zwingenden Grund, dunkle Materie durch das Kompositum Dunkelmaterie zu ersetzen.

Das Wort Dunkelmaterie ist übrigens auch nicht falsch, es ist nur weniger üblich und wird deshalb vielleicht nicht immer auf Anhieb verstanden. Ich persönlich würde deshalb den gebräuchlicheren Begriff dunkle Materie (oder evtl. Dunkle Materie) verwenden. Wenn die Physik aber lieber Dunkelmaterie zum offiziellen Fachwort kürt, ist das natürlich genauso angebracht. Jedes Fach bestimmt seine Terminologie selbst. „Relaxte“ Physikerinnen und Physiker lassen beide Ausdrücke nebeneinander bestehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

3 Gedanken zu „Dunkle Materie und Dunkelmaterie“

  1. Und was soll das nun für eine Materieart sein. Weiß man schon was konkretes. Kann man das für Laien verständlich erklären. Mich interessiert nämlich nicht die Bohne, ob das nun Dunkle- oder Dunkelmaterie heißen muss, mich interessiert die Beschaffenheit von dem Zeug.

    Und gibt es das nun oder doch nicht?

  2. Wie Sie am Titel und auch an vielem anderen auf dieser Seite unschwer erkennen können müssten, geht es hier nur um die deutschen Sprache und Rechtschreibung. Vielleicht sollten Sie sich mit Ihrer Frage einfach an eine Internetseite zum Thema Physik oder Astronomie wenden. Dort kann man Ihnen wahrscheinlich bessere Angaben dazu machen.

  3. Dunkle Materie hat vielleicht damit zu tun, dass bei Einigen das Verständnis für Einstein im Dunklen liegt.
    Energie=Masse*Beschleunigung² (jede Beschleunigung) auch Rotation als Kreisbeschleunigung und die Gravitation mit der Fallbeschleunigung.
    Somit haben wir bis zu drei Beschleunigungen welche an einer Masse gebunden sind, welche als Multiplikator und Potenz in die Energieberechnungen einfliessen müssten.
    Wärend die DM ja die Zwanzigfache Energiemenge bereitstellen soll, erhalten wir für die Erde alleine für die Rotation einen Multiplikator von 640.000, was die Frage aufiwrft ob das Universum so etwas Dummes wie DM sich antun würde da es ja mehr Problem schafft wie löst.

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