So, da wären wir

Es ist nicht erstaunlich, dass Deutschlernende sich bei einer Aussage wie derjenigen im Titel wundern, weshalb die Konjunktivform wären steht. Erstaunlich ist eigentlich eher, dass Muttersprachige sich nicht darüber wundern.

Frage

Why is Konjunktiv II preferred in this sentence: „Da wären wir“? This is the statement of someone who arrives at his/her destination, for instance in a taxi on the way home.

Warum wird in diesem Satz der Konjunktiv II bevorzugt: „Da wären wir“? Es ist die Aussage einer Person, die an ihrem Ziel angekommen ist, zum Beispiel in einem Taxi auf dem Weg nach Hause. [Antwort unten nur auf Deutsch]

Antwort

Sehr geehrte Frau E.,

in diesem Satz steht tatsächlich der Konjunktiv II:

So, da wären wir.

Es ist aber auch möglich, den Indikativ zu verwenden, ohne dass sich die Grundaussage wesentlich ändert:

So, da sind wir.

Die Hauptfunktion des Konjunktivs II ist es, mögliche, angenommene, nur gedachte, aber nicht reale Sachverhalte auszudrücken. Zum Beispiel:

Es wäre schön, wenn es so wäre.
An deiner Stelle wäre ich vorsichtig.
Wenn wir nur schon dort wären!

Im Satz, den Sie zitieren, ist der Sachverhalt aber nicht irreal, sondern ganz wirklich: „Wir“ sind tatsächlich am Zielort angekommen. Es geht hier um eine Verwendung des Konjunktivs II in Sätzen, die ein Resultat ausdrücken, das man meist mit einiger Mühe erreicht hat. Dieser besondere Konjunktiv II wird also nur bei Feststellung der folgenden Art verwendet (vgl. hier):

Da wären wir.
Das wäre geschafft!
Das hätten wir (endlich)!
Damit wäre die Lieferung komplett.

Die Sätze könnten auch im Indikativ stehen, es würde ihnen aber etwas fehlen: Je nach Betonung klingt hier mit dem Konjunktiv II ein kleiner Seufzer der Erleichterung oder ein zufriedenes Aufschnaufen durch.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

3 Gedanken zu „So, da wären wir“

  1. Lieber Dr. Bopp, gibt es denn Hinweise oder Spekulationen, wie es dazu kam, dass in diesen Situationen der Konjunktiv verwendet wird? Es ist ja doch eine merkwürdige Funktion, die nicht zu seiner üblichen Verwendung passt, oder?

  2. Die Antwort auf diese Frage muss ich Ihnen schuldig bleiben. Ich kann »auf die Schnelle« leider nichts finden. Rein spekulierend würde ich sagen, dass es sich um einen Potenzialis handelt, etwa im Sinne von: »So, da wären wir/das hätten wir, falls nun nichts mehr dazwischen kommt.« Der Potenzialis ist ein Modus, der ausdrückt, dass etwas möglich ist und vielleicht eintritt. Dieser Potenzialis ist hier aber nicht wörtlich zu nehmen – schließlich haben wir es ja geschafft oder sind wir schon angekommen. Er soll den Aspekt verstärken, dass das Resultat nicht einfach zu erreichen war, indem es als auch jetzt noch nicht ganz gesichert dargestellt wird. Das ist aber, wie gesagt, reine Spekulation.

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