Wieder einmal eine ganz einfache Frage zur Rechtschreibung, die sich nicht ganz so einfach beantworten lässt:
Frage
Werden folgende Farbbezeichnungen groß- oder kleingeschrieben?
– Die Sofadecke gibt es in Kariert, in Gestreift und in Gemustert.
– Die Sofadecke gibt es in kariert, in gestreift und in gemustert.
Antwort
Guten Tag H.,
auf die Gefahr hin, kleinkariert zu wirken [Verzeihung, ich konnte es einfach nicht lassen], zuerst diese Bemerkung: Das in sollten Sie weglassen:
Die Sofadecke gibt es kariert, gestreift und gemustert.
Das in wird üblicherweise bei Farbbezeichnungen verwendet. Die Adjektive (oder adjektivisch verwendeten Partizipien) kariert, gestreift und gemustert sind keine Farbbezeichnungen. Endungslose Farbadjektive werden häufiger als Substantive verwendet:
ein schönes Blau
dieses Gelb
in einem knalligen Rot
in Grün
Das gilt nicht für die folgenden Adjektive. Es heißt normalerweise nicht:
*ein schönes Kariert
*dieses Gestreift
*in einem bunten Gemustert
(Ich weiß nicht, ob solche Wendungen in der Mode- und Designerbranche vorkommen – diese Bemerkung zeigt, dass ich es mir vorstellen könnte –, aber sie gehören nicht zum allgemeinen Sprachgebrauch.)
Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, ob Sie korrekt in gemustert oder in Gemustert schreiben müssen, weil die Formulierung meiner Meinung nach eigentlich nicht richtig ist. Wenn Sie nicht damit einverstanden sind und Sie trotzdem in verwenden wollen oder müssen, würde ich für die Kleinschreibung in kariert, in gestreift, in gemustert plädieren. Die Begründung für die Großschreibung von zum Beispiel in Rot und auf Deutsch ist die amtlichen Regelung § 58 E2:
»Substantivierungen, die auch ohne Präposition üblich sind, werden nach § 57(1) auch dann großgeschrieben, wenn sie mit einer Präposition verbunden werden«
Wie oben gesagt, ist es nicht gebräuchlich, die Adjektive kariert, gestreift und gemustert als Substantivierungen zu verwenden. Sie fallen also nicht unter diese Regel und werden nicht großgeschrieben. Sie sind eher Verbindungen wie gegen bar, von fern oder von privat, die gemäß § 58.3.1 kleingeschrieben werden (vgl. hier).
Man kann allerdings auch argumentieren, dass die Adjektive in Ihrem Beispiel (ausnahmsweise) wie Farbbezeichnungen verwendet werden und deshalb analog großgeschrieben werden sollten. Auch wenn ich die Kleinschreibung aus den genannten Gründen vorziehe, halte ich diese Argumentation nicht für grundsätzlich falsch.
Eine eindeutige Antwort – außer dass Sie hier in besser weglassen – kann ich Ihnen also nicht geben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Laut Duden Band 9 ist z. B. “Bunt” eine Farbbezeichnung und wird großgeschrieben:
Stoffe in Grau und Bunt
Vergrößerungen in Bunt
Daher hätte ich schwören können, dass die erste Variante richtig ist.
Gelesen habe ich auch Folgendes:
Handyhüllen in Rot, in Blau und in Transparent.
Stimmt das alles nicht?
Auch ich finde, dass bunt und übrigens auch uni in diesem Sinne Farbbezeichnungen sind (oder Adjektive, die auch als Substantivierungen üblich sind: ein grelles Bunt, ein langweiliges Uni). Die Grenzen sind wie so oft fließend.
Wenn Sie noch genauer in Duden, Bd. 9, gesucht hätten, wäre Ihnen auch diese Stelle beim Stichwort in aufgefallen:
Ich bin nicht mit der hier geäußerten, nicht weiter begründeten Feststellung einverstanden, dass Adjektive nach in automatisch als substantiviert angesehen werden. Auch die strikte Trennung zwischen Adjektiven und adjektivischen Partizipien kommt hier zwar sehr gelegen, ergibt sich aber ebenfalls nicht aus der Rechtschreibregelung.
Die Adjektive transparent und durchsichtig gehören zu den Adjektiven, die ich eigentlich nicht mit in anschließen würde, aber wenn, dann kleingeschrieben. Die Begründung steht im Artikel. Ich schließe aber die Großschreibung in Analogie mit Farbbezeichnung wie rot/Rot und blau/Blau nicht grundsätzlich aus. Auch das steht im Artikel
Eindeutig ist sowieso, dass offenbar auch Duden der Meinung ist, dass man in hier am besten weglässt:
Zusammenfassend kann ich den letzten Satz des Artikels noch einmal wiederholen: »Eine eindeutige Antwort – außer dass Sie hier in besser weglassen – kann ich Ihnen also nicht geben.«
Großer Gott, ich hätte nicht gedacht, dass etwas so Einfaches noch verwirrender sein kann als das Thema Inseln und Präpositionen. Man kann also schreiben “in Bunt”, “in Klar”, aber nicht “in Gestreift / Kariert / Gemustert”. Man kann sagen “ein grelles Bunt”, aber bitte nicht “ein schönes Kariert”.
Deutschlernende haben es doch wirklich schwer, oder? Na ja, jedenfalls diejenigen, die immer alles ganz genau wissen wollen.
Und schon fällt mir die nächste Frage ein: In “Blau Kariert” oder in “Blau kariert”? 🙂
Wie einfach sind da doch andere Sprachen, in denen es nur die Kleinschreibung gibt und wo man nicht erst überlegen muss, wie groß eine Insel ist und wie viele Berge sie hat, um dann die richtige Präposition zu verwenden … 🙂
Vielen Dank für die Erklärung, Herr Dr. Bopp!
Ganz »einfach«: Die Sofadecke gibt es auch blau kariert (o. blaukariert). Schwierig ist es dann, wenn man unbedingt in verwenden und trotzdem die »einzig richtige« Schreibung haben will. Ansonsten steht dies zur Auswahl:
So kompliziert ist das nun auch wieder nicht.
Ich finde das Ganze schon etwas kompliziert. Man hätte es auch viel einfacher gestalten können. Aber wie schrecklich langweilig wäre das dann … so ganz ohne Schikane. Dann würde ich mich bestimmt auch wieder beklagen … 🙂
Vielen Dank für alles!