Der Winter hat vielerorts zwar noch immer nicht richtig angefangen, aber die Zeit, im Sommer und Herbst Eingewecktes aufzumachen und zu genießen, kommt bestimmt. Mir fiel jedenfalls gerade gestern ein Weckglas in die Hände, so ein schönes mit Gummiring in Rotorange und dem Namen »Weck« in Relief auf dem Deckel.
Das Glas stammt aus einer Zeit, in der man sich noch nicht darauf verlassen konnte, das ganze Jahr hindurch im Supermarkt frische Nahrungsmittel vorzufinden. Wenn etwas in den fruchtbaren Monaten üppig vorhanden war, wurde ein Teil davon durch Einkochen für die weniger üppigen Monate haltbar gemacht. Wie das genau vor sich ging und immer noch vor sich geht, soll hier nicht Thema sein. Ich wunderte mich nämlich gestern vielmehr, wieso ein Weckglas so heißt, wie es heißt. Die Nahrungsmittel werden ja nicht (auf)geweckt, sondern eher schlafen gelegt.
Das Weckglas heißt so, weil es von der Firma Weck kommt (und wenn es nicht von der Firma Weck kommt, darf es nicht so heißen). Wo man für das Einkochen Weckgläser benutzte, entstand für diesen Vorgang das Verb einwecken. Johann Carl Weck, der Gründer und Namensgeber der Firma Weck, war zwar indirekt auch der Namensgeber für das Weckglas, er war aber nicht dessen Erfinder. Er erwarb das Patent 1895 vom Unternehmer Albert Hüssener, der es von 1893 an genutzt hatte. Der eigentliche Erfinder war der Chemiker Rudolf Rempel. Er ließ Glas und Methode 1892 patentieren, starb aber schon im darauffolgenden Jahr nur vierunddreißig Jahre jung. Wenn das Weckglas nach seinem Erfinder hieße, wäre es also ein Rempelglas und Lebensmittel würden nicht eingeweckt, sondern eingerempelt.
Die Geschichte lief aber so, wie sie lief, und man spricht heute weder von einrempeln noch von einhüssenen. Vor allem in Österreich gibt es noch eine andere Bezeichnung, die ebenfalls von einem Namen abgeleitet ist: einrexen, nach den beim Einwecken verwendeten Rex-Gummiringen der Firma Rex-Gummitechniken. In der Schweiz bleibt es diesbezüglich ziemlich langweilig. Dort ist vor allem die Bezeichnung einmachen üblich.
Ob Sie nun Eingewecktes, Eingerextes, Eingemachtes oder gar nichts Eingekochtes in der Vorratskammer stehen haben: Ich wünsche ein gutes neues Jahr!