Frage
Anlässlich des Dreikönigstags wollte ich herausfinden, wie sich denn seine griech.-lat. Bezeichnung „Epiphanie“ korrekt ausspricht. „Epiphany“ im Englischen klingt schon recht entzückend. Auf Deutsch zeigt die (Aus)sprachwelt aber Uneinigkeit, denn in den von mir gefundenen Tondokumenten spricht jeder/jede der Sprecher/innen das Wort anders aus (Leo, Babla, Ponds, …). Könnten Sie nicht „Erleuchtung“ in die Sache bringen und über die richtige Aussprache schreiben […]?
Antwort
Sehr geehrte Frau R.,
die Aussprachebeispiele auf den verschiedenen Seiten, die Sie erwähnen, sind tatsächlich verwirrend. Eine sehr zuverlässige Quelle ist diesbezüglich das DWDS. Nur steht Epiphanie leider nicht im DWDS.
Epiphanie ist über das Lateinische aus dem Griechischen zu uns gelangt. Es bezeichnete die Erscheinung einer Gottheit unter den Menschen und wird bei uns vor allem für die Erscheinung Christi verwendet. Nach den Ausspracheangaben in verschiedenen Wörterbüchern (Duden, Wahrig, Pons u. a. m.) wird Epiphanie wie folgt ausgesprochen: E-pi-pha-nie. Der Hauptakzent liegt auf dem ie der letzen Silbe, das als langes i ausgesprochen wird. Epiphanie gehört also zu den Wörtern, in denen das ie am Wortende für ein betontes langes i steht und nicht für unbetontes, separat ausgesprochenes i-e. Es folgt somit dem gleichen Betonungsmuster wie viele andere griechisch-lateinische Wortbildungen, die wir aus dem Lateinischen übernommen haben: Analogie, Demokratie, Geografie u. v. a. m.
Epiphanie reimt sich also nicht mit Geranie und Kastanie. Das wäre übrigens insofern nicht abwegig, als Epiphanias, der direkt aus dem Griechischen stammende Name für das Dreikönigsfest, anders ausgesprochen wird. Dort liegt die Hauptbetonung nämlich doch auf der Silbe pha. Siehe resp. höre die Ausspracheangabe im DWDS (einfach auf den Pfeil neben Aussprache klicken und hoffen, dass Ihr Gerät dann anfängt zu reden).
Es ist also „offiziell“ Epiphanie und Epiphanias.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Dreikönigstag
Dr. Bopp