Wenn ein trennbares Verb wie hinzukommen in einem Hauptsatz steht, wird der abtrennbare Teil hinter das Verb an den Schluss des Satzes gestellt. Sonst schreibt man zusammen. So weit die Grundregel. Wie Herrn L.s Frage zeigt, gibt es aber noch einen seltenen dritten Fall.
Frage
Muss „Hinzu komme“ in diesem Satz getrennt geschrieben werden? (Indirekte Rede: Präsens Konjunktiv)
Hinzukomme, dass davon auch die regionale Wirtschaft profitiere.
Antwort
Sehr geehrter Herr L.,
das Verb hinzukommen wird im Prinzip zusammengeschrieben. In Ihrem Satz schreibt man hinzu aber trotzdem vom Verb getrennt:
Hinzu komme, dass davon auch die regionale Wirtschaft profitiere.
Das hat nichts damit zu tun, dass es sich um den Konjunktiv der indirekten Rede handelt. Die Getrenntschreibung gilt auch zum Beispiel in der Vergangangenheit und im Indikativ:
Hinzu kommt/kam/käme/, dass davon auch die Wirtschaft …
Die Getrenntschreibung hinzu komme hat vielmehr mit der etwas sonderbaren Satzstellung zu tun. Dafür muss ich ein bisschen ausholen. Wir haben es hier mit einem einleitenden Hauptsatz (Hinzu kommt) und einem dass-Satz zu tun. In einem deutschen Hauptsatz (Aussagesatz) steht die gebeugte Verbform immer an zweiter Stelle. Vor ihr, im sogenannten Vorfeld, steht nicht mehr und nicht weniger als ein Satzteil:
Peter kommt heute Abend nicht.
Kaum ein Mensch kommt noch zu uns.
Meinen Eltern kommt das gar nicht ungelegen.
Heute Abend kommt wahrscheinlich niemand mehr vorbei.
Wahrscheinlich kommt kein weiterer Gast hinzu.
Es kommt hinzu, dass davon auch die Wirtschaft profitiert.
Wie man sieht, kann das Subjekt, ein Objekt oder eine Adverbialbestimmung an erster Stelle stehen. In seltenen Fällen kann auch der abtrennbare Teil eines trennbaren Verbs (der sonst am Schluss des Satzes steht) diese erste Stelle einnehmen:
Hinzu kommt, dass davon auch die Wirtschaft profitiert.
Der abtrennbare Verbteil wird in solchen Fällen getrennt vom Basisverb geschrieben, obwohl er direkt vor diesem steht. Nur so kann die beinahe unantastbare Zweitstellung der gebeugten Verbform im deutschen Hauptsatz gewährleistet werden. Weitere Beispiele:
Fest steht die Tatsache, dass die gebeugte Verbform an zweiter Stelle steht.
Hinauf ging er über die Treppe, herunter kam er über den Balkon.
Zusammen kam dabei eine erfreulich hohe Summe.
Der letzte Satz zeigt, dass solche Formulierungen nicht immer stilistische Höhepunkte sind. Weiter gilt, dass sie fast nur bei trennbaren Verben möglich sind, deren abtrennbarer Teil und Basis noch eine recht große Eigenbedeutung haben. Nicht möglich sind zum Beispiel:
*Zu gab sie den Fehler nicht.
*An ist zu nehmen, dass alles stimmt.
*Ein lade ich nur, wen ich mag.
Siehe auch hier.
Diese Randerscheinung der deutschen Wortstellung (und Rechtschreibung) illustriert wieder einmal, weshalb man bei der Getrennt- und Zusammenschreibung im Bereich der deutschen Verben manchmal so unsicher werden kann. Es gibt keine exakte Trennlinie zwischen getrennt geschriebenen Verbgruppen und zusammengeschriebenen Verbzusammensetzungen. Obwohl feststehen, hinzukommen und hinaufgehen im Allgemeinen Verbzusammensetzungen sind, können sich fest, hinzu und hinauf manchmal wie selbstständige Adverbien benehmen. Fest steht nur, dass nicht alles immer eindeutig feststeht.
Mir freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Also, bei
(?) Ein lade ich nur, wen ich mag.
würde ich es bei Gegenüberstellung mit
(?) Aus hingegen dich, du Dummkopf.
durchaus akzeptieren. 😉
Zu diesem Sachverhalt habe ich eine weitere Frage:
In Dramen kommen ja häufig Regieanweisungen vor wie „Enter the king“ auf. Müsste das im Deutschen dann „Auf tritt der König“ heißen? Ich glaube, schon oft „Auftritt der König“ gelesen zu haben.
Die deutsche Enstprechung von Enter the king ist in der Regel: Der König tritt auf. Varianten sind Es tritt auf: der König oder Auftritt: der König (beide evtl. auch ohne Doppelpunkt). Bei Auftritt handelt es sich dann um das Substantiv. Zumindest standardsprachlich nicht möglich ist Auf tritt der König. Das Verb auftreten gehört nicht zu den Verben, bei denen die im Artikel genannte besondere Formulierung möglich/üblich ist.