Es würde zu weit führen, wenn ich behauptete, dass ich zu allen Zeiten und in allen Lebenslagen gegen Eifersucht gefeit bin, doch zurzeit bin ich mir keinerlei eifersüchtiger Gefühle bewusst. Es geht hier nicht um persönliche Bekenntnisse eines eifersüchtigen Linguisten und auch nicht um eine genaue Definition des Begriffs Eifersucht. Es geht um J.s Frage, auf die ich zu meinem Erstaunen keine klare und eindeutige Antwort finden konnte: Wenn man Gefühle der Eifersucht hegt, auf wen ist man dann eifersüchtig?
Frage
Ich würde gern wissen, wie man „eifersüchtig auf jemanden“ korrekt benutzt und ob das in anderen Sprachen (z. B. im Italienischen) ebenso verwendet wird. Ein Beispiel: Ich (als Mann) habe eine Freundin und merke, dass mein Bruder anfängt, mit meiner Freundin zu flirten. Bin ich dann eifersüchtig auf meine Freundin oder auf meinen Bruder? […]
Antwort
Guten Tag J.,
das Adjektiv eifersüchtig wird vor allem im Sinne von neidisch mit auf verwendet. Wenn es hingegen um die Furcht geht, jemandes Liebe mit einer anderen Person teilen zu müssen, kommt auf nicht häufig vor. Wenn ich sehe, dass mein Bruder anfängt, mit meiner Freundin zu flirten, werde ich eifersüchtig, reagiere ich eifersüchtig, bin ich eifersüchtig. Wenn hier überhaupt eine Person mit auf angeführt wird, ist das Deutsche sehr inkonsequent: Ich bin eifersüchtig auf meine Freundin oder ich bin eifersüchtig auf meinen Bruder. Beides kommt vor. Ich finde auch keine Definition, die eine der beiden Varianten ausschließen würde.
Auch beim mit neidisch verwandten eifersüchtig gibt es mehr als eine Gebrauchsvariante. Der große Bruder kann eifersüchtig auf die kleine Schwester sein, weil sie viel Aufmerksamkeit von der Mutter erhält. Man kann aber auch sagen, dass er eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit ist, die die kleine Schwester von der Mutter erhält. Noch ein Beispiel der syntaktischen Vielseitigkeit von eifersüchtig:
- eifersüchtig sein, weil andere Leute Erfolg haben
- eifersüchtig auf andere Leute sein, weil sie Erfolg haben
- eifersüchtig auf den Erfolg anderer Leute sein
Wenn eifersüchtig mit auf steht, können in Liebes- und anderen Dingen nur Wortbedeutung und Kontext klären, was genau gemeint ist. (Erstaunlicherweise scheint dies meistens gut zu funktionieren, denn sonst hätte sich hier wohl eine klarere Regel ergeben.) Ich kann auf meinen Bruder eifersüchtig sein, weil er mit meiner Freundin flirtet. Ich kann auf meine Freundin eifersüchtig sein, weil ich nicht will, dass jemand anders mit ihr flirtet. Ich kann daneben auch noch eifersüchtig auf meinen Bruder sein, weil er eine tolle Freundin hat und ich keine. Ich bin dann auf seine Freundin eifersüchtig …
Ich wage es nicht anzugeben, wie dieses Adjektiv in anderen Sprachen verwendet wird. Wenn die Situation auch nur annähernd so komplex ist wie im Deutschen, ist muttersprachige Expertise gefragt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
“Es würde zu weit führen, wenn ich behauptete, dass ich zu allen Zeiten und in allen Lebenslagen gegen Eifersucht gefeit bin (…)” –
Ist diese Satzeinleitung nicht ein wunderbares Demonstrataivum für einen (wie immer gedeuteten) Konjunktiv:
Es würde zu weit führen, wenn ich behauptete, dass ich zu allen Zeiten und in allen Lebenslagen gegen Eifersucht gefeit sei ….
Oder sollte das faktisch-indikative “ich b i n ” ausreichend auf die Möglichkeit der eiftre-, pardon: eintrenden Eifersucht verweisen?
Oder denkt man die angezeigte Möglichkeit gar nicht mehr, realiter?
Ist das Eine die richtige Grammatik – und das Andere die psychologische Ernsthaftigkeit der Aussage?
Die indirekte Rede kann durch den Konjunktiv (I) oder durch einen Nebensatz mit dass gekennzeichnet werden. Im dass-Satz kann ebenfalls der Konjunktiv oder – auch wenn es manchen nicht gefällt – der Indikativ stehen:
Mehr dazu hier.