Darauflegen und darüberstreuen

Frage

In welchen Fällen schreibt man „darüber“ oder „darauf“ mit Verben zusammen, in welchen getrennt? Wie heißt es:

darüber streuen oder darüberstreuen
darüber legen oder darüberlegen

Antwort

Sehr geehrte Frau W.,

die Getrennt- und Zusammenschreibung bei Verbverbindungen ist ziemlich komplex. In Fällen wie diesen hilft mir die folgende Faustregel meistens weiter:

Man schreibt darüber und darauf  mit einem einfachen Verb zusammen, wenn die Hauptbetonung auf darüber oder darauf liegt, und zwar auf dem ü bzw. dem au:

a) Speckscheiben darauflegen,
a) dann Käse darüberstreuen

Man schreibt die Verbindung getrennt, wenn die Hauptbetonung nicht auf darauf oder darüber liegt:

b) Ich kann mich nicht darauf konzentrieren
b) Wir sollten darüber reden.

Es wird ebenfalls getrennt geschrieben, wenn die Hauptbetonung auf dar liegt:

c) Hast du die Speckscheiben darauf gelegt? Dort gehören sie nicht hin.
c) Ich will nicht darüber reden, sondern über etwas ganz anderes.

Dies gilt nicht nur für darauf und darüber, sondern auch zum Beispiel für dabei, dafür, dagegen, daher, dahin, dahinter, daneben, darauf, darum, darunter, davon, davor, dazu und dazwischen. Einige Beispiele:

a) Das sollte man immer dabeihaben.
b) Was hast du dir dabei gedacht?
c) Was hast du dir dabei gedacht?

a) Wir machen mit, weil alles dafürspricht.
b) Ich habe dafür bezahlt.
c) Soll ich etwa dafür bezahlen?

a) Ich werde mich mit allem dagegenstellen, was mir zur Verfügung steht.
b) Er konnte sich nicht dagegen wehren.
c) Wie hätte ich mich dagegen wehren können.

a) Schau mal, wie der daherkommt!
b) Wir haben daher beschlossen, dass …
c) Das wird daher kommen, dass ihr nicht gut aufgepasst habt.

a) Ich werde schon noch dahinterkommen, wer es getan hat.
b) Er ging zum Pult und blieb dahinter stehen.

a) Sie haben versucht, eine Wolldecke darunterzulegen.
b) Ich weiß nicht, was darunter zu verstehen ist.

a) Es ist noch eine Aufgabe dazugekommen.
b) Ich bin noch nicht dazu gekommen, die Aufgabe zu lösen.

Ob man hier getrennt oder zusammenschreibt, hängt also von der Betonung oder eigentlich vom Zusammenhang und der genauen Bedeutung ab. Es ist deshalb nicht möglich, bei einer allein stehenden Verbindung eindeutig zu sagen, ob man zum Beispiel dafürkönnen oder dafür können, daherkommen oder daher kommen, dazwischenreden oder dazwischen reden schreibt.

Nur in Verbindung mit dem Verb sein ist alles klar. Unabhängig von Betonung und Bedeutung wird immer getrennt geschrieben: dafür sein, dagegen sein, dabei sein, davor sein usw.

Ich hoffe, dass Sie trotz der vielen Beispiele dabeigeblieben sind und sich nicht allzu sehr dabei gelangweilt haben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

4 Gedanken zu „Darauflegen und darüberstreuen“

  1. Hallo Dr. Bopp,

    vielen Dank für Ihre Erklärungen! Ich bin immer wieder überrascht, was man noch alles lernen kann.

  2. Schwierig wird es IMHO dann, wenn man im Regiolekt ausschließlich „drauf“, „drunter“ und „drüber“ verwendet, dann ist die zu betonende Silbe nämlich weg. 😉

  3. @Carina und Winfried: Es freut mich, dass Sie die hier gezeigte Faustregel hilfreich finden.

    @Vilinthril: Nein, nein, es funktioniert auch mit den umgangssprachlichen Varianten, bei denen das a der ersten Silbe ausgefallen ist:

    a) Zusammenschreibung, wenn das Adverb die Hauptbetonung trägt, und
    b) Getrenntschreibung, wenn die Hauptbetonung nicht auf dem Adverb liegt:

    a) Käse drüberstreuen
    b) Wir sollten drüber reden

    a) die Speckscheiben drauflegen
    b) Ich kann mich nicht drauf konzentrieren

    Die zu betonende Silbe ist nur für den Fall c) weg. Umgangssprachlich wird das unter anderem so gelöst, dass ein zusätzliches da vorangestellt wird:

    c) Hast du den Speck dadrauf gelegt?
    c) Ich will nicht dadrüber reden, sondern …

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