Dass die gesprochene und die geschriebene Sprache zwei unterschiedliche Systeme sind, zeigt sich unter anderem darin, dass sich die eine nicht immer problemlos in die andere umsetzen lässt.
Frage
Wie kann man Betonung in einem normalen Text ausdrücken. Manche Sätze haben je nach Betonung eine vollkommen unterschiedliche Bedeutung. Zum Beispiel „Du sollst den Polizisten umfahren“ oder „Die Merkel geht mit der Zeit“.
Antwort
Sehr geehrter Herr S.,
man kann die Betonung im Allgemeinen nicht in der Schrift angeben. Wenn ein Satz je nach Betonung unterschiedlich verstanden werden kann, muss sich in der Schrift aus dem weiteren Zusammenhang ergeben, welche Bedeutung gemeint ist.
Mit Smartphone und Tablet ist sie vertraut. Frau Merkel geht mit der Zeit.
Niemand bleibt für immer. Wie alle vor ihr geht auch Frau Merkel mit der Zeit.
Wenn der Satz auch im weiteren Zusammenhang missverständlich ist, sollte man umformulieren. Zum Beispiel:
Frau Merkel ist auf der Höhe der Zeit.
Frau Merkel geht im Laufe der Zeit.
Ganz ohne Hilfsmittel müssen wir hier aber auch in der geschriebenen Sprache nicht auskommen. Bei der Strukturierung von Sätzen übernimmt die Zeichensetzung bis zu einem gewissen Grad die Rolle der Betonung. Auch bei der Klärung von eventuell Missverständlichem kann sie nützlich sein. Mit dem Fragezeichen und dem Ausrufezeichen kann man zum Beispiel angeben, dass eine Äußerung als Frage beziehungsweise als Ausruf oder Befehl betont werden soll:
Du kommst auch mit. Natürlich nur, wenn du willst.
Du kommst auch mit? Das wusste ich gar nicht.
Du kommst auch mit! Keine Wiederrede Widerrede!
Dort, wo in der gesprochenen Sprache eine Pause Bedeutungsunterschiede angibt, kann oder muss in der geschriebenen Sprache oft ein klärendes Komma gesetzt werden:
Das ärgerte ihn so, dass er nicht mehr mitmachen wollte.
Das ärgerte ihn, so dass (o. sodass) er nicht mehr mitmachen wollte.
Sie empfahl ihrer Freundin, nichts zu erzählen.
Sie empfahl, ihrer Freundin nichts zu erzählen.
Im letzten Beispiel sagt das Komma viel über die Nettigkeit der einen Leute aus:
mit anderen netten Leuten
mit anderen, netten Leuten
Oft hilft hier der Kontext, in gewissen Fällen auch die Zeichensetzung. Manchmal muss man aber in der Schrift ein bisschen umformulieren. Und wenn es darum geht, ob Polizisten umfahren oder umgefahren werden sollen, ist es ohnehin empfehlenswert, sich sehr unmissverständlich auszudrücken.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Wenn man die Betonung auf ein bestimmtes Wort oder einen Wortbestandteil legen möchte, kann man sich Anführungszeichen, Kursivschrift oder Leerzeichen zwischen den Buchstaben (Sperrschrift) bedienen, also z. B.:
– Der Ball gehört “mir”!
– Der Ball gehört mir!
– Der Ball gehört m i r !
Oder:
– Du sollst den Polizisten nicht umfahren!
– Du sollst den Polizisten nicht u m fahren!
Viele Grüße
Die Widerrede kommt nicht wieder, sondern steht darwider. 😉
@Vilinthril: Genau darum ging es. Vielen Dank. Ist gut sichtbar korrigiert.
@Tilly Dö: Man kann, aber es ist nicht üblich, in “Normaltexten” so vorzugehen. Man legt damit zu viel Nachdruck auf etwas, das man gar nicht so stark betonen möchte:
Diese Hervorhebung funktioniert, wenn man die Gegenüberstellung betonen möchte. Sie wirkt sonst eher befremdend.