Der Gedankenstrich und die anderen – nur das Wichtigste

Es folgt keine erschöpfende Darstellung aller orthografischen und typografischen Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Gedankenstrich ergeben können. Ich möchte nur kurz das Wichtigste bei der Verwendung des einfachen und des paarigen Gedankenstrichs innerhalb des Satzes aufzeigen.

Frage

Da ich Verfechterin der schönen deutschen Sprache bin, möchte ich meinem Kollegen gern mit Ihrer Hilfe seine Frage beantworten:

Im wissenschaftlichen Text hat er einige Gedanken seinerseits in Gedankenstrichen gesetzt und weiß nicht, ob sich das Komma dann generell aufheben muss oder je nach Satzbau gesetzt werden darf?

Antwort

Sehr geehrte Frau K.,

ein einfacher Gedankenstrich in einem Satz trennt stärker als ein Komma oder ein Doppelpunkt. Er kann anstelle eines Kommas oder eines Doppelpunktes verwendet werden und ersetzt diese:

Du darfst nicht mitkommen – leider.
Sie hat es wieder getan – schon zum x-ten Mal!
Auf die Plätze – fertig – los!
Ich sah nur noch eine Möglichkeit – sofort wegrennen.

Manchmal steht der Gedankenstrich als „Pausenzeichen“ auch dort, wo sonst kein Satzzeichen steht:

Er machte mit seiner Freundin Schluss und ging – zurück zu seiner Frau.

Mit paarigen Gedankenstrichen werden Einschübe markiert.

Die Satzzeichen des Gesamtsatzes werden genau gleich gesetzt, wie wenn der Einschub nicht stehen würde. Zum Beispiel:

Das Problem war – wie immer –, dass jemand den Schlüssel nicht zurückgelegt hatte.
Der Kunde, den sie schon gut kannte – ein Stammkunde sozusagen –, begann wieder einmal sich lauthals zu beschweren.
Dann behauptete er – niemand glaubte ihm –: „Ich habe die Frau noch nie gesehen.“

Als Probe kann man hier einfach den ganzen Einschub mit den Gedankenstrichen wegdenken, die Satzzeichen setzen und dann den Einschub wieder einschieben.

Wie sieht es mit den Satzzeichen des Einschubes aus? Wenn ein ganzer Satz eingeschoben wird, fährt man nach dem ersten Gedankenstrich klein weiter. Der Schlusspunkt des Einschubs entfällt:

Du darfst – so ist es nun einmal – nicht mitkommen.
Dann behauptete er – niemand glaubte ihm –, dass er die Frau nicht kenne.

Ein Fragezeichen oder Ausrufezeichen, das zum Einschub gehört, wird aber geschrieben, und zwar vor dem abschließenden Gedankenstrich:

Du darfst – leider! – nicht mitkommen.
Ich sage dir jetzt – hör mir gut zu! –, was du tun sollst.
Unser Geheimnis – du weißt doch noch welches? – bleibt unter uns.
Dann traf Julia sich mit dieser Frau – wie hieß sie auch wieder? –,  von der ich dir gestern schon erzählt habe.

Auch die Kommas innerhalb eines Einschubes müssen gesetzt werden. Ein abschließendes Komma vor dem Gedankenstrich fällt aber weg:

Viele Leute – zum Beispiel unsere Nachbarn, die Familie Müller – fahren jeden Sommer ans Meer.
Der Kunde, den sie schon gut kannte – viel besser, als ihr lieb war –, begann wieder einmal sich lauthals zu beschweren.
Du darfst – leider, leider! – nicht mitkommen.

Die Regeln zum Nachlesen finden Sie hier.

Es gäbe noch weitere Detailfragen zu klären – das erspare ich Ihnen und mir aber an dieser Stelle – und die Verteidiger und Verfechterinnen der Verwendung des Halbgeviertstrichs bitte ich, mir seine Nichterwähnung zu verzeihen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bopp

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