Frage
Ich stehe hier in einer Rechtschreibkontroverse. Es handelt sich um folgenden Titelsatz für eine Werbung:
Die magischen drei – Sommer, See und Sonne.
Aufgrund meiner Auslegung von Regel 58.6 habe ich für „drei“ die Kleinschreibung gewählt. Da fand ich das Beispiel „Wir fünf gehören zusammen“. Dies schien mir übertragbar auf meine Aussage, die „drei“ trotz Substantivierung klein zu verwenden. Allerdings sind einige der Leser der Ansicht, dieses Wort sollte groß geschrieben werden. […] Können Sie mir sagen, ob ich nun falsch liege und welche Regel ich allenfalls übersehen habe? […]
Antwort
Sehr geehrter Herr L.,
Ihre Interpretation der amtlichen Regel ist korrekt: Man schreibt Kardinalzahlen klein, auch wenn sie die Merkmale eines Substantivs haben:
Wir drei sind die Besten!
Ich habe diese drei schon einmal gesehen.
Die letzten drei müssen aufräumen.
und ebenso:
Die magischen drei – Sommer, See und Sonne
Verwirrend ist hier vielleicht die Tatsache, dass es die Großschreibung Drei auch gibt. Damit ist aber immer eine Ziffer oder eine Note gemeint. In § 57 (er regelt die Großschreibung von Substantivierungen) steht unter Punkt vier:
Substantivierte Grundzahlen als Bezeichnung von Ziffern, zum Beispiel:
Er setzte alles auf die Vier. Sie fürchtete sich vor der Dreizehn. Der Zeiger nähert sich der Elf. Sie hat lauter Einsen im Zeugnis. Er würfelt eine Sechs.
Wenn es sich in Ihrem Beispiel um einen solchen Fall handelte, müsste entweder der Singular stehen:
die magische Drei
(= eine Ziffer, Note oder evtl. sogar eine Straßenbahn[linie] 3, die magisch ist)
oder ein Plural dieser Form:
die magischen Dreien
(= mehrere Ziffern/Noten 3, die magisch sind)
In Ihrer Überschrift handelt es sich aber nicht um eine Ziffer oder Note (oder Straßenbahn), sondern um die Kardinalzahl drei. Deshalb ist die Kleinschreibung korrekt.
Die gleiche Argumentation gilt auch für zum Beispiel Filmtitel wie diese:
Die drei von der Tankstelle
Die glorreichen sieben
Ja, auch für mich sieht diese Schreibweise vor allem beim zweiten Titel sehr gewöhnungsbedürftig aus. Dieser Titel ohne Großbuchstaben (außer dem D am Anfang, aber das zählt nicht) erweckt einfach nicht den Eindruck, ein Titel zu sein. Wahrscheinlich u. A. deshalb ist die übliche Schreibweise „Die glorreichen Sieben“, obwohl sich dies streng nach Rechtschreibregelung nicht auf sieben glorreiche Helden, sondern nur auf sieben glorreiche Ziffern 7 beziehen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
Streng genommen müsste es wahrscheinlich sogar „die glorreichen Siebenen“ heißen, oder?
Der Plural des Substantivs Sieben ist nach Angaben der Wörterbücher unveränderlich Sieben oder Siebenen. Tapfere Ziffern 7 könnten also neben die glorreichen Sieben tatsächlich auch die glorreichen Siebenen genannt werden. Besser sieht man den Unterschied gem. Rechtschreibregelung vielleicht dann, wenn man die die siebte Zahl respektiv den siebten Helden weglässt:
Zahlen, Noten in Ein- und Mehrzahl:
Sechs Helden und/oder Heldinnen:
Tapfere Ziffern 7 könnten aber neben „die glorreichen Sieben“ und „die glorreichen Siebenen“ genauso gut „die glorreichen Siebener“ genannt werden.
Jedenfalls im süddeutschen Sprachraum ist das so. Das sollte man auch noch erwähnen.
Mit besten Grüßen!
Was Sie hiermit getan haben. Vielen Dank.