Frage
Das Wort „Fundus“ scheint in Bezug auf Pluralbildung ein sehr merkwürdiges zu sein.
Sie geben den Plural im Einklang mit dem Duden mit „Fundus“ (also unverändert) an. Dies erinnert an Wörter wie „Status“, die der lateinischen u-Deklination entstammen und im Plural mit langem u ausgesprochen werden. Ich finde für den Plural des lateinischen Wortes „fundus“ jedoch die Angabe „fundi“. Hierzu passt, dass auch der Duden (anders als bei „Status“) keine lange Aussprache des u angibt.
Gibt es eine Erklärung für den merkwürdigen Plural, der offenbar nicht auf die Ursprungssprache zurückzuführen ist?
Antwort
Sehr geehrter Herr M.,
die Antwort auf diese Frage muss ich Ihnen schuldig bleiben. Ich weiß nicht, wie sich der unveränderliche Plural die Fundus ergeben hat. Die Pluralbildung bei Fremdwörtern in Fachsprachen ist manchmal unergründlich – zumindest für mich.
Der Nominativ Plural des lateinischen fundus (Grund, Boden) lautet tatsächlich fundi. Wie Sie richtig bemerken, gehört Fundus also nicht zu den Wörtern wie der Status und der Kasus, die im Deutschen wie im Lateinischen den (Nominativ) Plural in der Schrift gleich und in der Aussprache mit langem u bilden: die Status, die Kasus.
Wie gehen wir im Deutschen mit anderen Wörtern um, die aus der gleichen lateinischen Deklinationsklasse stammen? Bei fundus–fundi könnte man in Analogie mit anderen Wörtern die folgenden Pluralformen erwarten:
- die Fundi
wie zum Beispiel: Bonus–Boni, Modus–Modi, Terminus–Termini
Der Plural Fundi kommt tatsächlich neben die Fundus in der Medizin vor, wo Fundus die Bedeutung Hintergrund, Boden eines Organs hat. In anderen Bereichen lassen die Wörterbücher aber diesen Plural nicht zu (Theater usw.: Bestand an zurzeit nicht gebrauchten Requisiten, Dekorationen, Kostümen; bildungssprachlich: Grundbestand, Grundstock).
- *die Funden
wie zum Beispiel: Ritus–Riten, Zyklus–Zyklen, Globus–Globen
- *die Fundusse
wie zum Beispiel: Bonus–Bonusse, Globus–Globusse, Zirkus–Zirkusse)
Funden kommt nicht vor und Fundusse gilt nicht als korrekt. Herausgekommen ist nach den Wörterbüchern dieser unveränderliche Plural:
- die Fundus
wie zum Beispiel: Akanthus–Akanthus, Lotus–Lotus, Abakus–Abakus*
Hier zeigt sich wieder einmal, dass es keine eindeutige Regel gibt, wie der Plural von Fremdwörtern im Deutschen gebildet wird. Die Wortformen in der Ursprungssprache, der Grad der Eindeutschung und Analogien (auch falsche) mit ähnlichen Wörtern können hier eine Rolle spielen. Die genaue Antwort auf die Frage, wie und in welcher Fachsprache der unveränderliche Plural für Fundus sich herausgebildet hat, konnte ich im Fundus meiner Kenntnisse leider nicht aufstöbern. Vielleicht weiß jemand anders mehr.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bopp
*umstritten neben Abakusse und Abaki